Final Song First

Franz Grafs konzeptuell angelegtes Werk, das Zeichnung, Malerei, Skulptur, Objekt, Installation, Raumkonzept, Text und Sound vernetzt, sprengt Grenzen. Quelle der meisten Arbeiten sind Erinnerungen, persönliche Erfahrungen, sein soziales Umfeld sowie politische Ereignisse. Er greift auf ein Archiv von Zeichnungen, Fotografien, Dokumenten zurück und setzt sich kontinuierlich mit Sprache und Literatur auseinander.

Die Ausstellung "Final Song First", deren Titel auf das explizite Interesse des Künstlers am Klangkörper – Stimmen, Geräuschen und technischen Medien – verweist, zeigt drei großformatige Papierarbeiten (1990–1993) aus der Sammlung des MAK sowie neben älteren vor allem neueste Werke des Künstlers, die speziell für die Ausstellung entstehen. Im Mittelpunkt steht die Zeichnung, Utensil der Inspiration und künstlerische Methode, die aus einer geometrischen und ornamentalen Formenwelt schöpft und stets das Moment der Bewegung sowie unterschiedliche Dimensionen impliziert. In der Präsentation werden die einzelnen Werke vom Künstler selbst als "Bilder" in-situ arrangiert und ergänzt. Eine Vielzahl großformatiger Porträts und unkonventioneller Interpretationen des klassischen Stilllebens verweisen auf Geschehnisse, Personen, alltägliche Gegenstände und suggerieren eine "idyllische" Atmosphäre.

Die Bilder und Objekte, die Graf anhand dieser Erinnerungen produziert, sind reduzierte, nuancierte, kontrollierte Studien, die gleichzeitig eine Offenbarung des Inneren darstellen. Seine Motive skizzieren das Menschliche in ihrer Gegenwärtigkeit. Im Fokus liegt stets die Ästhetik der Dinge, die der Künstler in der Zusammenstellung seiner Objekte gleichsam als poetische Dimension einsetzt. Graf durchläuft Prozesse, die durch die Ausstellung "Final Song First" temporär medialisiert werden und die auf das Körperhafte des Raumes verweisen. Das mentale Atelier, Ort der Kunstproduktion, fungiert hier als erweiterter Lebensraum, aufgeladen mit Gegenständen, Erzählungen, Entwicklungen, und korrespondiert mit jenem "Denkraum", den der Künstler jeweils als Ausgangspunkt für seine Projekte neu besetzt.

Einen in seiner Intention experimentell angelegten Bereich der Sammlung Gegenwartskunst bilden die von Peter Noever initiierten künstlerischen Interventionen der Sammlung des MAK (1993). Sie sind ein bestimmendes Experiment für die Identitätssuche des Museums. So interpretierte Franz Graf die permanente MAK-Schausammlung Renaissance Barock Rokoko und verlieh den Objekten aus Spitze und Glas in ihrer fragilen Linearität Ausdruck. Franz Graf "Final Song First" ist mittlerweile die sechste Ausstellung im Rahmen der Reihe "Künstler im Fokus", die sich mit einem Appell an die Öffentlichkeit wendet: Für jeweils circa fünf Monate wird der Saal der Schausammlung einem in der Sammlung vertretenen Künstler gewidmet, dessen Werk schwerpunktmäßig in die bestehende Sammlung integriert werden soll.

Nach "Rainer, sonst keiner! Überschriftungen", Alfons Schilling "Sehmaschinen 007", Padhi Frieberger "Ohne Künstler keine Kunst!",
Franz West "Sit on My Chair, Lay on My Bed. Angewandte Kunst", Heimo Zobernig "Total Design", Franz Graf "Final Song First" wird "Künstler im Fokus" mit der Präsentation Liam Gillick "Executive Two Litre GXL" (20. Oktober 09 bis 21. März 10) fortgesetzt.


Künstler im Fokus #6
Franz Graf - Final Song First
21. April bis 20. September 2009