Feuer in der Gegenwartskunst

Der Faszination des Feuers kann sich kaum einer entziehen. Das Züngeln der Flammen, das Knistern, die ausstrahlende Wärme, aber auch die zerstörende Kraft dieses Ur-Elements. Nach dem Feuer bleibt Russ und Asche. Wen wundert es, dass auch Künstler das Feuer als Ausgangspunkt schöpferischer Transformationen für sich entdeckt haben?

Ihr Interesse gilt sowohl den mitreißenden Feueraktionen als auch den verschiedenen Materien wie Flamme, Rauch, Glut Asche und Kohle. Diese transportieren seit je her eine Fülle von Bedeutungen. Das Spektrum reicht von erdgeschichtlichen Ereignissen über mythische Aspekte bis hin zu religiösen Vorstellungen und Riten. In der Ausstellung "Feuer" in der Kunsthalle Kaufbeuren zeigen elf Künstler in Skulpturen, Fotografien, Zeichnungen, Gemälde, Installation sowie Film, die verschiedenen Denk- und Werkansätze beim künstlerischen Umgang mit dem Feuer und den Verbrennungsrückständen.

Auf rein ästhetischer Ebene wirken die mittels Kerzenflamme hergestellten Brandmarkierungen auf Papier von Wolfgang Paalen, der Altmeister dieser so genannten Fumagen. Die mit Russtupfen hergestellten Bilder von Jiri Georg Dokoupil sind eine Fortführung dieser Tradition, allerdings fast in Pop Art Manie. In den Zeichnungen mit einem angesengten Stock nützt Eric Snell die Abreibung des porösen Materials für faszinierend formale Ergebnisse. Das auf strenge, minimalistische Ästhetik basierende Kohlerelief von Winfried Herbst strahlt eine fast meditative Ruhe aus.

Der Künstler Otto Piene verbrennt Ölfarben auf der Leinwand und nützt die überraschend farbintensiven Spuren für den Bildeffekt. Die illuminierenden Gemälde von Helmut Schober vermitteln uns eine Ahnung von der durchdringenden Leuchtkraft des kosmischen Lichtes, das durch Verglühen der Materie entsteht. Franziska Kneidl wendet sich der Thematik in fast wissenschaftlicher Weise zu. In ihrer Gemäldeserie von brennenden und verlöschenden Kerzen zeigt sie die einzelnen Bestandteile Docht, Flamme und Wachs in verschiedenen Aggregatszuständen.

Bezüge zur Zeitgeschichte werden in Skulpturen beim Umgang mit der zerstörenden Kraft des Feuers gegeben. Die verkohlten bildhauerischen Arbeiten von David Nash verweisen einerseits auf Zerstörung durch den Menschen wie in seinem Werk "11.9.". Andererseits setzt der Künstler die durch den Verbrennungsprozess entstandene schwarze Farbe auch nur rein koloristisch ein. Mit dem Motiv des Vergänglichen werden wir auch in dem skulpturalen Werk von Werner Knaupp in eindringlicher Weise konfrontiert.

Roman Signer entscheidendes Arbeitsmittel sind die Zündmechanismen. Damit strukturiert er die Zeitrhythmen seiner im Video oder Fotografien dokumentierten Explosionen, bei denen er auch als Darsteller mitwirkt. In der Installation "Spuren" integriert Dele Müller die Verbrennungsrückstände seiner Feueraktionen, wobei das Überraschende wesentlich zum Konzept gehört: "Durch das Feuer kommt in meine Arbeit ein Einfluss hinein, dem ich mich unterwerfen muss".

Künstler: Jiri Georg Dokoupil, Winfried Herbst, Werner Knaupp, Franziska Kneidl, Dele Müller, David Nash, Wolfgang Paalen, Otto Piene, Helmut Schober, Roman Signer, Eric Snell


Feuer
7. Juni bis 3. August 2008