Entwürfe für eine gute Zukunft

19. April 2009
20.04.2009 bis  26.04.2009
Bildteil

Exkursionen zu hoffnungsvollen Lösungen, die noch keinen Ort haben, aber das Potential zu landen, stehen vom 20. bis 26. April auf dem Programm der "Tage der Utopie" in St. Arbogast. Zum insgesamt vierten Mal präsentieren unterschiedlichste Persönlichkeiten – u.a. Bestsellerautor Ilija Trojanow, Sozialökologe Maik Hosang und Social Business-Experte Peter Spiegel – Entwürfe für eine gute Zukunft.

Ein übergeordnetes Thema wurde auch in diesem Jahr bewusst nicht gewählt, angesichts des nun vorliegenden Programms entsteht jedoch "eine Idee von Fülle. Die Vision besteht darin, zu erkennen, dass die Menschheit bereits Bewohner/in von Utopia ist. Voll ausgestattet mit spirituellem, sozialem, emotionalem und materiellem Wohlstand", sind die Kuratoren überzeugt.

Potential Liebe - Den Auftakt in dieser Reihe von Visionen macht der deutsche Universitätsprofessor für Sozialökologie, Maik Hosang gemeinsam mit der Physiotherapeutin Sandra Recktenwald. Zusammen entwerfen sie das Bild einer integralen Gesellschaft. In ihrer Utopie gibt es Tausch- und klassische Geldwirtschaft, ein an Arbeit für die Gemeinschaft gekoppeltes Grundeinkommen und gemeinschaftliche Infrastrukturen beim Wohnen. Im Unterschied zu ähnlichen Zukunftsbildern führen sie aber den Begriff "Liebe" ungeniert in den akademischen Diskurs ein. "Hier herrscht der größte Mangel und das stärkste Potential", ist Hosang überzeugt.

Social Business - Die Anwendung wirtschaftlicher Prinzipien auf soziale Problemstellungen fordert Social-Business-Experte Peter Spiegel. Seine Utopie im Sinne von Social-Business-Erfinder und Nobelpreisträger Muhammad Yunus: Zielsetzung der Ökonomie muss die Lösung sozialer Probleme in einem umfassenden und nachhaltigen Sinn sein. Inhalte dieser Strategie sind globale Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit und soziale Marktwirtschaft, die betriebswirtschaftliche Spielregel lautet: Verzicht auf Renditen über 3 Prozent plus Beteiligung der Kunden am Unternehmen. Für ein Management der Intuition plädiert Unternehmensberater Herbert Salzmann. "Die vornehmste Aufgabe einer Führungskraft ist Ratlosigkeit und die Fähigkeit, eine Tafelrunde um sich zu versammeln, in der "vernommen" wird." Schließlich komme Vernunft von vernehmen. Also hören was das Werk, die Beziehung, das Unternehmen, in der hier und jetzt eine Entscheidung gefällt werden muss, brauche. Die Ressourcen hiefür seien in Fülle vorhanden: Probleme und Inkompetente.

Kultur durch Fülle - Den dynamischen Prozess des Zusammenfließens der Kulturen nimmt Schriftsteller und "Weltensammler" Ilija Trojanow in den Blick. Ausgehend vom historischen Befund entwickelt er die anziehende Vision eines Europas, das den Reichtum seines vielfältigen Erbes schätzen und nützen gelernt hat. Sein Postulat: Ohne Zusammenfluss keine Kultur, statt Angst vor dem Unbekannten und Sicherung der eigenen Identität Freude über Ergänzung und Bereicherung durch alternative Perspektiven.

Abfall in Fülle - Um biologische Nährstoffe und technische Kreisläufe geht es dem deutschen Chemiker Michael Braungart. Seine Vision sind Produkte, die als natürlicher Dünger unserer Gärten dienen. Materialien, die die lebendigen Systeme unterstützen und fördern. Erste "Siedlungen" dieser Utopie hat Braungart bereits in Deutschland und Nordamerika gegründet. Gemeinsam mit namhaften Unternehmen realisiert er "Von-der-Wiege-zur-Wiege-Produkte" in industriellem Maßstab.

Leben im Jetzt - Bereits Tradition hat der Vortrag zum Thema Spiritualität zum Abschluss der "Tage der Utopie". In diesem Jahr ist es die Psychologin, Nonne, Unternehmensberaterin und Leiterin des Schweizer Lassalle-Instituts für Zen, Ethik und Leadership, Anna Gamma. "Die eigene Lebensvision erschließt sich aus der Stille. Das mich orientierende Zukunftsbild entsteht weder im Gestern noch im Morgen, sondern jetzt", ermuntert sie, sich der Präsenz des Augenblicks hinzugeben.

Vorträge:

Montag, 20. April, 19.00 Uhr:
Wege in eine zukunftsfähige Gesellschaft & Wirtschaft & Liebe,
Maik Hosang u. Sandra Recktenwald

Dienstag, 21. April, 19.00 Uhr:
Social Business, Peter Spiegel

Mittwoch, 22. April, 19.00 Uhr:
Vom Patriarchat zur Tafelrunde, Herbert Salzmann

Donnerstag, 23. April, 19.00 Uhr:
Das große Erbe der Gemeinsamkeiten, Ilija Trojanow

Freitag, 24. April, 19.00 Uhr:
Das neue Schlaraffenland, Michael Braungart

Sonntag, 26. April, 9.30 Uhr:
Jetzt!, Anna Gamma

Dialoge mit den Referent/innen finden jeweils am Folgetag der Vorträge von 9.00 bis 12.30 Uhr statt. Nachmittagsübung mit Anna Gamma am Sonntag von 14.00 bis 16.00 Uhr. Während der Veranstaltungswoche findet die Ausstellung "Hunderter" des Vorarlberger Künstlers Roland Stecher statt. Seine Objekte stellen das Titelmotiv der heurigen Publikationen dar und werden, neben Beiträgen sämtlicher Referenten, im Buch zur Tagung ausführlich dokumentiert.

Auch 2009 wurden wieder Kompositionsaufträge an zwei Musiker vergeben, die als Autoren und Interpreten alle sechs Vorträge mit Uraufführungen ein- und ausleiten werden. Eine CD mit den Musikstücken der Pianistin Sylvie Courvoisier und des Geigers Mark Feldmann wird nach Abschluss der Veranstaltungwoche erscheinen.


Tage der Utopie 2009 – Entwürfe für eine gute Zukunft
Hoffnungsvolle Zukunftsbilder vom 20. bis 26. April im
Bildungshaus St. Arbogast, Götzis (Vorarlberg)