Entschlossen seinen Weg gehen: Paul Newman

9. Januar 2017 Walter Gasperi
Bildteil

Groß gewachsen, aufrechter Gang und vor allem: stahlblaue Augen – das waren Merkmale des 1925 geborenen Paul Newman. – "Der Unbeugsame", Titel eines Gefängnisdramas aus dem Jahre 1967, kann auf viele Rollen des im September 2008 verstorbenen Schauspielers und Motorsportfans übertragen werden. Das Stadtkino Basel widmet dem Hollywood-Star derzeit eine Retrospektive.

Gelernt hat der 25. Januar 1925 in einem Vorort von Cleveland, Ohio geborene Newman das schauspielerische Handwerk nach ersten Versuchen als Kinderdarsteller in den frühen 1950er Jahren in Lee Strasbergs legendärem Actors Studio. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich mit TV-Sendungen und Engagements am Broadway, seine erste Filmrolle im Antikfilm «Der silberne Kelch» (1954) fand kaum Beachtung. Über Nacht stieg er aber dann mit der Rolle des Boxers Rocky Graciano, die ursprünglich James Dean spielen sollte, in Robert Wises «Somebody Up There Likes Me» (1956) zum Star auf.

Vielseitigkeit bewies er in den folgenden Jahren, brillierte sowohl in Richard Brooks Tennessee Williams´ Adaption «The Cat on the Hot Tin Roof» (1958) als auch in Robert Rossens grandiosem Billard-Film «The Hustler» (1961). Als besonders fruchtbar erwies sich die Zusammenarbeit mit Martin Ritt, mit dem Newman unter anderem nicht nur die Faulkner-Verfilmung «The Long Hot Summer» (1958), sondern auch «The Outrage» (1964) das Western-Remake von Kurosawas «Rashomon», drehte. Weitere Resultate dieser Partnerschaft waren auch «Hud» (1963) und vor allem «Hombre» (1967), in dem sich Newman als Außenseiter für eine Gruppe und eine Gesellschaft opfert, die ihn marginalisiert und verachtet.

Im Katastrophenfilm «The Towering Inferno» (1974) muss er als Feuerwehmann Kopf und Kragen riskieren, weil Bauherr und Architekt eines Wolkenkratzers aus Kostengründen bei den Sicherheitsmaßnahmen gespart haben. Aufrechte Figuren spielte Newman immer wieder, Figuren, denen man absolut vertrauen konnte, die sich bedingungslos für eine Sache einsetzen wie beispielsweise auch der Anwalt in Sidney Lumets Gerichtsfilm «The Verdict» (1982).

Nicht ganz in dieses Schema scheinen die Gauner zu passen, die er zusammen mit Robert Redford in George Roy Hills Buddy-Movies «Butch Cassidy and the Sundance Kid» (1969) und «The Sting» (1973) spielte. Und doch sind auch diese Figuren im Grunde integer, sind die Organisationen, gegen die sie kämpfen, die eigentlichen Übeltäter und sie die charmanten Outlaws oder Spieler, die im Grunde das Herz am richtigen Fleck haben.

Auch im Alter setzte sich Newman nicht zur Ruhe und wie wenigen Schauspielern gelang ihm der Wechsel vom klassischen Hollywood zum New Hollywood und darüber hinaus. In Robert Altmans «Buffalo Bill and the Indians» (1976) demontierte er gewissermaßen auch sein eigenes Image als Star und Held und mit Martin Scorsese drehte er mit «The Color of Money» (1986) eine meisterhafte Fortsetzung von «The Hustler». Nach sechs Nominierungen und einem Ehrenoscar 1986 wurde er für diese Rolle - längst überfällig - schließlich auch 1987 mit einem Oscar als bester Hauptdarsteller ausgezeichntet.

Schon 22 Jahre vor seinem Tod durfte er in diesem Film auch dem jungen Tom Cruise als «Fast» Eddie Felson" antworten: «Mir bleiben nicht mehr viele Spiele». Weitergedreht hat er dennoch, mit den Coen-Brüdern «The Hudsucker Proxy» (1994) und mit Sam Mendes, in dessen «Road to Perdition» (2002) er als Gangsterboss wohl eine seiner ganz wenigen wirklich finsteren Rollen spielte.

Wenig bekannt ist, dass der Schauspieler auch sechs Filme selbst inszenierte. Der Bogen spannt sich hier vom Debüt "Rachel, Rachel" ("Die Liebe eines Sommers", 1968), in dem Joanne Woodward eine Lehrerin spielt, die erkennt, dass sie aus ihrem monotonen Leben ausbrechen muss, bis zu einer Adaption von Tennessee Williams´ "The Glass Menagerie" (1987).

Seine zweite große Leidenschaft gehörte dem Motorsport, die einerseits in einen Film wie «Indianapolis» (1969) in seine Laufbahn als Schauspieler einfloss, andererseits auch zur Beteiligung an Autorennen wie den 24 Stunden von Le Mans, bei denen er 1974 den zweiten Platz belegte, oder bei den 24 Stunden von Daytona Beach, bei denen er 1975 sogar zum Siegerteam gehörte, führte.

Was Newmans Leben völlig fehlte, waren Skandale und Exzesse. 50 Jahre war er in zweiter Ehe mit der Schauspielerin Joanne Woodward verheiratet, mit der er auch in 14 Filmen gemeinsam auftrat, politisch engagierte er sich seit den 1960er Jahren in der Bürgerrechtsbewegung, stand als engagierter Demokrat auf der Feindesliste von Richard Nixon, gründete im Gedenken an seinen 1978 verstorbenen Sohn die nach diesem benannte Scott Newman-Foundation, die sich dem Kampf gegen Drogenmissbrauch bei Jugendlichen verschrieben hat, und ein Camp für krebskranke Kinder. Er selbst litt aber auch an Lungenkrebs und starb daran am 26. September 2008 im Alter von 83 Jahren.

Paul Newman Tribute