Elke Krystufek in Zürich

Bis zum 11. Juli 2009 zeigt die Zürcher Galerie Nicola von Senger Arbeiten der österreichischen Künstlerin Elke Krystufek. Krystufek (geb. 1970 in Wien), war dieses Jahr schon bei der Kestner Gesellschaft in Hannover und in der Wiener Galerie Meyer Kainer zu sehen und wurde von den Kommissärinnen Valie Export und Silvia Eiblmayr neben Dorit Margreiter und Lois & Franziska Weinberger in den Österreich-Pavillon auf der 53. Biennale Venedig 09 eingeladen.

"Ich sage es gleich: SEX ist etwas Besonderes. Sie werden mir nicht zustimmen. Nichtsdestotrotz ist auch Sprache im ständigen Flux und die Anzahl der Frauen, die die Sprache, die gesprochen wird, mitbestimmen wächst. Die Anzahl wächst, denn der Körper der Frau ist generell auf Expansion und Vermehrung angelegt. Hier sein Sperma hineinlegen ist das Begehren des Mannes. Immer noch, 2009 mit Türmen beeindrucken, leider fällt die Geldmaschine auseinander, aber die Reproduktion bleibt. Wir müssen wieder miteinander reden. Wir müssen reden, wie wir das Lösen mit dem GELD.

Keine schnellen Versprechungen mehr, wir wollen Realitäten. Mehr in Immobilien investieren, aber die immer neuen Immobilien sind dann leer, deswegen brauchen wir Bilder, um diese Immobilien mit Sinn zu füllen. Oder Flüchtlinge. Migranten sind dankbar für die vielen leeren Spekulationsobjekte. Wieviel Raum braucht ein Mensch und kann er ihn bezahlen? Kann er das Abbild eines Menschen bezahlen? Bezahlen Sie mir also mein Bild. Nein, so etwas gehört eigentlich nicht in einen Pressetext hinein, ich wollte Sie ja verführen, eines zu kaufen. Ich wollte Sie also mit all meinem Charme, meiner Abendkleidung und meiner Biographie verführen, ein Bild von mir zu kaufen. Sie können mich googlen, dann können Sie sehen, wieviel ich schon geleistet habe in den letzten 20 Jahren, immer noch leiste und nächstes Jahr leisten werde.

Ich bin also eine gute Aktie, denn ich arbeite für Sie. In meinem Abendkleid. Der Preis für das Abendkleid ist in das Bild inkludiert, pro Bild ein Abendkleid, Nein, das Abendessen dazu müssen Sie mir nicht bezahlen, da ist schon die Frage, wer wen bezahlt, wer ist der bessere Unterhalter, gehen Sie mir auf die Nerven oder verführen Sie mich in Ihre schöne Sammlerwelt - wie gut können Sie die Kunstwerke in Ihren Sammlungen beschreiben, jetzt müssen Sie sich schon outen am Tisch, Auskunft geben, einer Frau, ja einer Frau, aber Sie können auch eines der schweigenden Bilder kaufen, die verlangen nur einmal etwas von Ihnen, den Rest Ihres Lebens lassen sie Sie dann weitgehend in Ruhe, und ich und meine GaleristInnen arbeiten für ihren Wert, der ja dann auch ein Teil Ihres Wertes ist. So werden Sie und ich langsam wertvoller.

Warum ich Ihnen nichts von den Frauen erzähle? Seit wann interessieren Sie sich denn für Frauen- ich meine: so richtig? Für ihre Biografien und Bedürfnisse? Sie haben eine vorzuweisen, na gut- vielleicht gefällt meine Frau Ihrer Frau? Vielleicht sieht sich ihre Frau in meiner Frau? Frauen dürfen ja mittlerweile oft mitentscheiden beim Kauf oder Sie sind selbst eine erwerbende Frau? Dann verstehen Sie es ja, wie schwierig es unter Umständen ist, Geld zu verdienen. Nein, sagen Sie, bei mir geht es ganz leicht, ich bin ja jetzt Sammlerin und aus Hannover. Eine Stute. In den meisten Fällen kostet ein Pferd mehr als ein Bild, außer Sie wollen das Pferd nur mehr essen. Nein, essen können Sie das Bild nicht, auch wenn Sie sehr hungrig sind. SEX hilft dann noch über ein paar Tage Fasten hinweg, doch dann wird es ernst." Elke Krystufek, April 2009

Elke Krystufek - Der Sex Ist Im Text
19. Mai bis 11. Juli 2009