Elftausend Jungfrauen: Das Ursula Projekt

2. Februar 2013
14.10.2012 bis  09.02.2013
Bildteil

Was passiert, wenn sich Deutschlands bekanntester und international renommierter Comic-Zeichner mit einer populären Kölner Heiligenlegende beschäftigt? Allzu fromm geht es dabei nicht zu. Ralf König, geboren 1960 in Soest, lebt und arbeitet in Köln. Er wurde einem großen Publikum bekannt durch seinen Comic "Der bewegte Mann". Die 1994 in Köln verfilmte Geschichte fand ein Millionenpublikum. Zahlreiche Museen, darunter Koblenz, Oberhausen, Berlin und Basel, haben seine Arbeiten bereits ausgestellt. Jetzt widmet das Kölnische Stadtmuseum Ralf König eine Ausstellung mit einem Kölner Thema: In seinem jüngsten Comic "Elftausend Jungfrauen" nimmt König Kölns Stadtpatronin, die heilige Ursula, aufs Korn.

Die Legende von der frommen britannischen Prinzessin Ursula, die nach einer Pilgerfahrt gemeinsam mit ihren Begleiterinnen vor den Toren Kölns den Märtyrertod durch die Hunnen erlitt, hat seit dem Mittelalter unzählige Künstler zu Bildern und Bildgeschichten angeregt. Noch heute ist das Schicksal der Jungfrauen in Form von elf Tropfen oder Flammen im Kölner Stadtwappen allgegenwärtig. Den vielen historischen Legendenversionen hat Ralf König eine ganz neue hinzugefügt: gewürzt mit frommen und weniger frommen Klosterbrüdern, erotisch ausgehungerten Jungfrauen, einem umtriebigen Papst, einem zutiefst kölschen Oberbürgermeister – und wohlgeformten Barbaren. Erfrischend anders hat König auch das Ende der Geschichte gestaltet.

Mario Kramp ist Kurator der Ausstellung, zu der Ralf König mit viel Schwung zahlreiche Ideen beigetragen hat. Das Kölnische Stadtmuseum präsentiert die Original-Zeichnungen Königs, an denen entlang das Publikum der Reise der "Elftausend Jungfrauen" aus der Sicht des Künstlers folgen kann. Kramp konfrontiert die Comic-Zeichnungen mit historischen Darstellungen der Heiligen Ursula: Gemälde, Skulpturen und Grafiken aus dem Mittelalter, dem Barock und dem 19. Jahrhundert, darunter Leihgaben aus dem Wallraf-Richartz-Museum und der Basilika St. Ursula. Diese Gegenüberstellung ermöglicht einen neuen Blick auf die altbekannte Kölner Legende und ihre Rezeption in den vergangenen Epochen.

Königs Arbeitsplatz, erste Skizzen, verworfene Fassungen, ausgeführte Federzeichnungen und mit Sepia lavierte Vorlagen bieten Blicke hinter die Kulissen und zeigen den Entstehungsprozess der Comics. Arbeiten anderer bekannter Comic-Künstler wie Claire Bretécher, Charles M. Schulz oder Robert Crumb beleuchten Königs künstlerische Vorbilder. Im Focus der Ausstellung steht Ralf Königs Engagement gegen die zunehmende Aggressivität religiöser Eiferer. Seine mutigen Zeichnungen auf dem Höhepunkt des "Karikaturenstreits" in der Debatte um islamistische Ideologien wurden mit dem "Max und Moritz-Preis" ausgezeichnet. Leser der Frankfurter Allgemeinen Zeitung kennen Königs profunde Kritik an der christlichen Lehre mit Adam als "Prototyp" und Noah als "Archetyp". Diese Arbeiten sind ebenfalls in der Ausstellung zu sehen.

Zur Ausstellung erscheint ein reich illustrierter und informativer Begleitband. Der Comic selbst erscheint am 21. September 2012 im Rowohlt Verlag, kostet 18,95 Euro und ist im Museumsshop erhältlich.

Elftausend Jungfrauen: Das Ursula Projekt
Ralf Königs Auseinandersetzung mit Kölns Legende der Heiligen Ursula
14. Oktober 2012 bis 9. Februar 2013

Kölnisches Stadtmuseum
Zeughausstraße 1-3
D-50667 Köln
T 0049 (0)221 221 25789
F 0049 (0)221 221 24154

Öffnungszeiten:
Dienstag 10 - 20 Uhr
Mi bis So 10 - 17 Uhr
Jeden ersten Donnerstag im Monat: 10 - 22 Uhr