Electric City

Das Schaffen des großen amerikanischen Künstlers Dennis Oppenheim ist ab Mitte der 1980er Jahre für ein Jahrzehnt geprägt von Studien zur Begründung einer neuen Skulptur. Die Freiheit des Ausdrucks, die ihn ausgezeichnet hatte, trug Früchte. In Meran werden acht Skulpturen/ Installationen aus dieser Schaffensperiode ausgestellt. Sie sind an die Idee einer permanenten formalen Metamorphose gebunden. Konstruktive und dekonstruktive Elemente vereinen sich mit starken emotionalen Effekten.

Oppenheim hatte nie die Wiederholung im Auge, seine Analyse von Symbolen, Bildern und Skulpturen kannte keine Unterbrechung. Er geschöpfte aus dem kollektiven Bewusstsein, dem biomorphen Universum oder aus surrealen, paradoxen, ironischen Suggestionen. Sowohl bei den Werken für den Innenraum, als auch bei den großen Außeninstallationen hat er stets dem Regelbruch, der Umkehrung der Situationen den Vorzug gegeben. Gerade die Diskontinuität ist das Besondere an diesem Künstler. In keiner seiner Schaffensperioden ist Wiederholung vorhersehbar.

Auch die in Meran präsentierten Arbeiten verweisen auf seine Entscheidung, dem Betrachter keine fixen Bezugspunkte, sondern eine problematische und doch faszinierende Sicht zeitgenössischer Kunst zu bieten. Sein Interesse für Symbole und Maschinen hat ihn dazu geführt, außergewöhnliche Installationen zu schaffen. Dennis Oppenheim hat - von der Land Art über Video und Body Art bis hin zur Konzeptkunst - stets einen persönlichen Weg gesucht und gefunden. Der ist für seine Kohärenz der Idee einer Kunst als endlose Suche beispielhaft.

Mit ihren 12 Arbeiten und einer kompletten Videoschau stellt die Ausstellung von Kunst Merano Arte eine Hommage an die geniale Ironie und Kreativität dieses Künstlers dar. Sie hebt seine Fähigkeit hervor, dem sprachlichen Nomadismus als Charakteristik einer aufmerksamen Beobachtung der Realität zu begegnen. Electric City, der Name seiner Geburtsstadt in der Nähe Washingtons, schien die Elektrizität, die elektrisierende, mobilisierende Kraft seiner Arbeiten geradezu vorwegzunehmen. Der Energiefluss seiner Werke ist das größte Erbe, das uns Dennis Oppenheim hinterlassen hat.

Dennis Oppenheim (* 6. September 1938 in Electric City, Washington - † 21. Jänner 2011 in New York) war Wegbereiter der amerikanischen Land und Body Art sowie der Installation. Er studierte am California College of Arts and Crafts (CCAC) in Oakland. Zwischen 1958 und 1962 lebte er in Honolulu, Hawai, wo er neben seiner künstlerischen Arbeit auch als Bauarbeiter und in der Öffentlichkeitsarbeit tätig war. 1965 erlangte er den Master an der Stanford University. 1966 zog er nach New York und erteilte dort zunächst Kunstunterricht an verschiedenen Schulen.

Seine erste Einzelausstellung fand 1968 in der John Gibson Gallery, New York, statt. 1967 realisierte er gemeinsam mit den befreundeten Künstlern Robert Smithson und Michael Heizer sein erstes Earth Work-Projekt. In seinen unter dem Titel Aspen Projects durchgeführten Performances untersuchte er das Verhältnis zwischen Körper und Objekt. Anfang der 1970er Jahre beginnt Oppenheim Baumaterialien wie Stein, Holz und Metall zu kombinieren, um daraus Großskulpturen und große Installationen zu schaffen. 1982 heiratete der die amerikanische Bildhauerin Alice Aycock, mit der er aus Baumhäusern bestehende Ghost Towns baute. Zuletzt lebte und arbeitete der Künstler in New York.

Dennis Oppenheim ist international für seine radikale Haltung bekannt, der er in seinen Werken durch die Umkehrung, das "auf den Kopf stellen" gewohnter Schemata Ausdruck verleiht. Oppenheim war eine Schlüsselfigur der 1960er und 1970er Jahre, ein Rebell, dem es gelang, mit jedem neuen Werk eine Polemik auszulösen.

Electric City
19. Mai bis 9. September 2012