Eiskalte Emotionen

Den expressiven Farbenrausch auf der einen Seite, der unterkühlte, gesellschaftskritisch geprägte neusachliche Stil auf der anderen Seite – beide Darstellungsformen scheinen sich diametral gegenüberzustehen und deuten doch die gestalterische Vielfalt der ersten vier Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts an. In dieser Ausstellung werden Expression und Kalkül miteinander konfrontiert.

Dem Betrachter wird dadurch - einem Sittengemälde gleich – das Eintauchen in das Lebensgefühl zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts ermöglicht. Und noch etwas wird deutlich durch ausgewählte Werke aus der Sammlung Frank Brabant: Es gab viele expressionistische Maler, wie Otto Dix, George Grosz oder Rudolf Schlichter, die sich später einer zunehmend realistischeren Formensprache bedienten: die Übergänge sind fließend, die expressive Erfahrungswelt oft noch spürbar.

Zwei große Namen beider Stilrichtungen sind eng mit Aschaffenburg verbunden und auch Teil der Sammlung Brabant: Ernst Ludwig Kirchner und Christian Schad. Um sie herum wird sich ein einzigartiges Kaleidoskop "Eiskalter Emotionen" entfalten. Die Ausstellung wird ungefähr 165 Werke von ca. 85 Künstlerinnen und Künstlern umfassen, die das Lebensgefühl in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts widerspiegeln. Ein umfangreicher Katalog mit zahlreichen Farbabbildungen wird die Ausstellung begleiten.

Nahezu über fünf Jahrzehnte Sammelleidenschaft des Wiesbadeners Frank Brabant haben ihn ein phantastisches Konvolut der wichtigsten künstlerischen Positionen des 20. Jahrhunderts zusammentragen lassen. Persönliche Begegnungen mit Künstlern der Klassischen Moderne wie Erich Heckel, Karl Schmidt-Rottluff, Ida Kerkovius, Emy Roeder und Ludwig Meidner, alle mit bedeutenden Werken auch in seiner Sammlung vertreten, haben die insgesamt ca. 400 Bildwerke für ihn über den reinen Kunstgenuss hinaus zu unverzichtbaren Wegbegleitern werden lassen.

Die Sammlung spannt einen stilistischen Bogen vom Impressionismus und Jugendstil, dem Expressionismus, der Neuen Sachlichkeit, dem Kritischen Realismus, der Kunst der Nachkriegszeit bis zur Kunst der Gegenwart – wir finden in nahezu allen klassischen Techniken und Gattungen das spannende Bild der Kunst des vergangenen Jahrhunderts widergespiegelt. Die Figuration, das Bild des Menschen in Selbstporträt, Porträt, Akt und Staffage bildet das Hauptthema der Sammlung Brabant. Aber auch Landschafts- und Architekturbilder sind ebenso wie Stillleben in dieser beeindruckenden Privatsammlung repräsentativ vertreten, so dass es ein Leichtes ist, fokussiert die (kultur-)geschichtlich bewegten Jahrzehnte der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts im Rahmen der Ausstellung "Eiskalte Emotionen" in zahlreichen Kunstwerken wieder lebendig werden zu lassen.

Eiskalte Emotionen
Werke aus der Sammlung Frank Brabant
28. September 2013 bis 26. Januar 2014