Einmal Sumpf, immer Sumpf!

7. September 2011 Rosemarie Schmitt
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Was ist das Marais? Das Marais ist ein Stadtteil von Paris am rechten Seine-Ufer und liegt sowohl im Herzen der Stadt, als auch der Stadt am Herzen. Dies war irgendwie schon immer so. Das Marais war ursprünglich eine Sumpflandschaft. Angehörige des Templerordens sorgten im 13. Jahrhundert für die Trockenlegung. Aber: Einmal Sumpf, immer Sumpf.

So war das Marais eine lange Zeit ein schlüpfriges, nicht Pariser Salon fähiges Viertel, indem sich allerhand umhertrieb. In seinem "Glöckner von Notre Dame" beschrieb Victor Hugo dies folgendermaßen: "Zigeuner, entlaufene Mönche, versumpfte Studenten, Schurken aller Nationen, wie Spanier, Italiener, Deutsche, und alle Religionen, Juden, Christen, Mohammedaner, Götzenanbeter, am Tag bettelnd, nachts als Räuberbanden ausschwärmend …" Ein zeitgenössischer Schriftsteller würde dieser Aufzählung sicherlich die Homosexuellen noch hinzufügen.

Und was ist der Marais? Der Marias war ein wunderbarer Gambist und ein fleißiger Komponist - wie in dem Film "Die siebente Saite" mit Gerard Depadieu treffend dargestellt. Ebenso wie das Marai, ist auch der Marais ein Pariser Kind. Jedenfalls war er das, als er im Jahre 1656 dort geboren wurde. 1728 verstarb er ebenda als reifer Mann. Über siebenhundert Stücke komponierte Marin Marais für die Gambe und für den Sonnenkönig.

Nun hat die Potsdamer Gambistin Juliane Laake gemeinsam mit dem Ensemble Art d’Echo eine CD mit Stücken von Marin Marias aufgenommen, die insbesondere die lyrische und fragile "Saite" des Komponisten zum Ausdruck bringt. "Pièce de Viole", so der Titel der CD von Crystal Classics (Q-rious Music). Zur Erklärung sei hinzugefügt, daß die korrekte französische Bezeichnung des Instrumentes Viole de gambe lautet, eine etwas größere, zwischen den Knien gehaltene Kniegeige (eben drum). Nicht zu verwechseln mit der kleineren Viola da braccio, der Armgeige, diese wiederum sei nicht zu verwechseln mit der ausschließlich schimpfwörtlich genutzten "Gesäßgeige", die zu spielen ohnehin eine unlösbare Aufgabe darstellte. Juliane Laake hingegen hat ihre Aufgabe Marais zu spielen, in vorzüglicher Weise gemeistert!

Die Franzosen schienen sich sich zu jener Zeit, zum Ende des 17. Jahrhunderts, in den Kopf gesetzt zu haben, diese Gambenfamilie der damaligen Flut der italienischen Geigen entgegenzusetzen. In der Tat, die Geigen setzten sich letzten Endes durch, was aber von der "Familie Gambe" blieb, sind solche wundervollen und warmen Kompositionen, wie die eines Marais.

Der Sumpf, eine weitere Gemeinsamkeit des Stadtviertels Marais und des Komponisten Marais. Lassen Sie sich nun denn in den wohltuenden Sumpf der Klänge ziehen, denen bereits Ludwig XIV. lauschte.

Herzlichst,
Ihre Rosemarie Schmitt