Einfach troll!

1. Mai 2013 Rosemarie Schmitt
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Habe ich es mir doch gedacht! Alter Schwede! Na ja, eigentlich konnte es ja auch gar nicht anders kommen! Sagte ich Ihnen nicht im letzten Sommer noch, wie großartig dieser Tingvall, also dieser junge Schwede, ist! Daß ich mit meiner Einschätzung nicht alleine dastehe, beweisen die Auszeichnungen, die Martin Tingvall mittlerweile mit seinem Trio eingeheimst hat: ECHO JAZZ 2012: Best Ensemble Of The Year, ECHO JAZZ 2012: Best Live Act Of The Year, HANS AWARD 2011: Best Music Production Of The Year, Nr. 1 GERMAN JAZZ CHARTS Album Peak!

Bei ARTE war zu hören und zu lesen: "Diese Band versteht es, mitreißende, rockgeschwängerte Energien, bedingungslos groovende Sounds und ohrwurmartige Nordic-Folk-Melodien unter einen Hut zu bringen. Dabei entwerfen die Drei lyrisch klar angelegte Harmonien von betörender Schönheit, scheuen aber auch nicht davor zurück, diese in eruptive Energieausbrüche münden zu lassen. Eine ganz eigene Mischung, deren eingängige Intensität nicht zuletzt den liedhaften Kompositionen Tingvalls geschuldet ist. Mittlerweile agiert das Trio auf höchstem internationalen Niveau."

Besonders live haut das Tingvall Trio seine Zuhörer regelmäßig und komplett von den Hockern. Ein guter Grund also, und höchste Zeit, ein Live-Album herauszubringen! Und da ist es: Tingvall Trio "In Concert" (Skip Records) ist seit Anfang April erhältlich. Geniale, beinahe 80 Minuten Tingvall Trio pur, aufgenommen während des Jazz Festivals in Bad Wörishofen und im Treibhaus Innsbruck. Einmal quer durch die vier Studioalben haben sich die Bandmitglieder ihre persönlichen Lieblingsstücke ausgesucht, um sie Ihnen in wundervollster Manier "um die Ohren zu hauen". Das sagt man nur so, denn mit hauen hat dieser Jazz-Genuß wahrhaftig nichts zu tun (es sei denn es betrifft die Sache mit dem Hocker – siehe oben)!

Aus den Titeln Trolldans und Monster, "klöppelten" die drei Vollblutmusiker ein furioses Trolldans-Monster-Medley. Da glaubt man Martin Tingvall ohne Zögern, wenn er sagt: "Ich komme eigentlich aus dem Rock, meine erste Band, das war so AC/DC-Zeug, Whitesnake, da habe ich ein paar Töne Orgel gespielt. Ein guter Freund, der Gitarrist Anders Nilsson, gab mir dann The Real McCoy, das war unfassbar: pure Energie, jeder Ton. Dadurch bin ich auf Joe Henderson gekommen, der spielt da mit; und dann Coltrane "A Love Supreme" – und von da an gab es keinen Weg zurück."

Als ich letzten Sommer Martin Tingvalls Album "En ny dag" hörte, da gab es für mich keinen Weg zurück, da wußte ich: Jetzt bin auch ich reif für Jazz! Nicht ganz so ruhig wie "en ny dag" ist der Jazz des Trios. Zwar geprägt von den für Tingvall so typischen melodischen Kompositionen, doch mit dem gemeinsamen Temperament und der Spielfreude entwickelt dieses Trio ein ganz eigene, gewinnende Dynamik. Gemeinsam bedeutet Martin Tingvall am Piano, Omar Rodriguez Calvo am Bass und Jürgen Spiegel an den Drums!

Auch wenn ich die rockigen Nummern mag, so sind meine Favoriten die poetischen Balladen wie etwa "Avsked" oder "Utsikt2 (bisher übrigens Platz 1 aller Tingvall Trio-Downloads!). Spätesten bei "Efter Livet" hat es mich dann voll erwischt! Ja, selten stehe ich mit meiner Meinung ganz alleine da! Und ich bin der Meinung: Das Tingvall Trio ist nicht einfach nur troll, ich meine natürlich toll, sondern genial!

Herzlichst,
Ihre Rosemarie Schmitt