Eine Weltbürgerin aus Chur

Mit der Eröffnung der Angelika-Kauffmann-Ausstellung begann eine neue Ära im Vorarlberger Landesmuseum. Unmittelbar vor Inangriffnahme des grundlegenden Umbau- und Erweiterungsprojektes des Landesmuseums im Zentrum von Bregenz stellt die vom neuen Direktor Tobias G. Natter kuratierte Schau »Angelika Kauffmann. Ein Weib von ungeheurem Talent« einen Meilenstein dar.

Dem ehemaligen Kurator an der Österreichischen Galerie Belvedere Wien und zahlreicher Großausstellungen in Berlin und New York ist es dank seiner internationalen Verbindungen gelungen, Spitzenwerke aus aller Welt nach Vorarlberg zu holen. Anlässlich ihres 200. Todestages am 5. November 2007 untersucht Kurator Tobias G. Natter die Aktualität der Ausnahmekünstlerin, deren Strahlkraft bis heute ungebrochen ist.

Die Jubiläums-Ausstellung »Angelika Kauffmann. Ein Weib von ungeheurem Talent« vereint erlesene Leihgaben aus ganz Europa, Schlüsselwerke der Angelika-Kauffmann-Sammlung des Vorarlberger Landesmuseums sowie erstmalig präsentierte Dokumente und Urkunden. Die künstlerische Entwicklung der 1741 in Chur/Schweiz geborenen Angelika Kauffmann, die als Weltbürgerin ihrer Wahlheimat Schwarzenberg stets verbunden blieb, wird mit ihrem außergewöhnlichen Lebensweg als Frau inmitten einer barocken Männerwelt in London und Rom in Verbindung gesetzt.

»Angelika Kauffmann. Ein Weib von ungeheurem Talent« ist eine Ausstellung an zwei Orten und wird in eigens adaptierten und umgebauten Räumen präsentiert. Zu sehen ist die von einem umfangreichen Vermittlungsprogramm begleitete Schau über Leben und Werk der Künstlerin im Vorarlberger Landesmuseum in Bregenz und über die Beziehung zu ihrer Wahlheimat Schwarzenberg im neuen Angelika Kauffmann Museum in Schwarzenberg/Bregenzerwald vom 14. Juni bis 5. November 2007.

Die Künstlerin war zu ihren Lebzeiten eine gefeierte Berühmtheit, die als Kosmopolitin nicht nur geografische Grenzen überschritten hat. Die Ausstellung untersucht das Phänomen Angelika Kaufmann im Spiegel ihrer Zeit. 200 wertvolle Exponate, darunter eine hervorragende Reihe von Selbstbildnissen, in welchen die Künstlerin dem Betrachter als perfekte Schönheit entgegentritt, werden mit Urkunden und Zitaten von Zeitgenossen in Beziehung gesetzt. Die Besucher erfahren beim Durchschreiten der Ausstellung, die nach Lebensabschnitten und geografischen Stationen ihres Wirkens gegliedert ist, auch interessante Details über die Persönlichkeit der Ausnahmekünstlerin, über Skandale, Netzwerke und Erfolgstorys.

Anders als die meisten ihrer Kollegen, die eine Laufbahn als Hofkünstler einschlugen, entschied sich Angelika Kauffmann trotz verlockender Angebote für den weit unsichereren Status einer freischaffenden Künstlerin, die, ganz dem modernen Verständnis entsprechend, für ein wechselndes Publikum arbeitete. Ihre auch aus heutiger Sichtweise beeindruckende Karriere ist verknüpft mit einer für eine Frau im 18. Jahrhundert beispiellosen Mobilität. Aus einfachen Verhältnissen stammend stieg sie zu einem gefeierten Star auf, stand im vertrauten Kontakt mit Europas gekrönten Häuptern und führte einen Salon, zu dem die geistige Elite drängte.

Angelika Kauffmann, die »vielleicht kultivierteste Frau Europas« (J. G. Herder) machte eine für eine Frau ungewöhnliche Karriere. Sie zählte zu den reichsten bürgerlichen Frauen ihrer Zeit, die dank ihrer nicht nachlassenden Ausdauer bis in die letzten Jahre ein umfangreiches Oeuvre hinterließ. Als Kosmopolitin, mit Wohnsitzen in den kulturellen Zentren London und Rom, fand ihre Kunst schon zu Lebzeiten einen internationalen Verbreitungsgrad.

Angelika Kauffmanns künstlerisches Schaffen umfasst die verschiedensten Genres und Medien: sie schuf zahlreiche Historiengemälde mit allegorischen, mythologischen und religiösen Inhalten, arbeitete als Radiererin und lieferte Entwürfe für dekorative Gemälde und zahlreiche druckgraphische Arbeiten. Daneben verschaffte ihr die Porträtmalerei Zugang zu einer internationalen aristokratischen und großbürgerlichen Klientel.

Ab 1782 ließ sie sich ständig in Rom nieder, wo ihr gastliches Haus ein geschätzter Treffpunkt von zahlreichen Künstlern, Schriftstellern und Romreisenden wie Canova, Brun, Tischbein, Goethe, Herder u. a. war. Am 5. November 1807 stirbt Angelika Kauffmann kinderlos in Rom und wird nach einem prunkvollen Leichenzug in der Kirche San Andrea delle Fratte beigesetzt.


Ausstellungskatalog: Angelika Kauffmann. Ein Weib von ungeheurem Talent
Hrsg. Tobias G. Natter für das Vorarlberger Landesmuseum, Texte von Michael Krapf, Waltraud Maierhofer, Angela Rosenthal, Oscar Sandner, Helmut Swozilek, Wendy Wassyng Roworth u.a., ca. 288 Seiten, ca. 250 farbige Abb., gebunden mit Schutzumschlag, Hatje Cantz Verlag, Ostfildern, deutsche und englische Ausgabe.

Angelika Kauffmann. Ein Weib von ungeheurem Talent
Eine Ausstellung an zwei Orten: Vorarlberger Landesmuseum, Bregenz,
Neues Angelika Kauffmann Museum, Schwarzenberg/Bregenzerwald,
vom 14. Juni bis 5. November 2007