Der Österreichische Alpenverein zeigt ab 30. November 07 in einer großen Sonderausstellung in der Kaiserlichen Hofburg zu Innsbruck Bestände des Alpenverein-Museums. In der Hofburg sind im Rahmen der Generalsanierung 700 Quadratmeter Ausstellungsfläche geschaffen worden, mit "Berge, eine unverständliche Leidenschaft" ist das Alpenverein-Museum für fünf Jahre erster Nutzer dieser Räume.
"Berge, eine unverständliche Leidenschaft" widmet sich den vielen Dimensionen des Bergsteigens, das Körper, Geist und Seele wohl tut, aber auch über die Maßen in Anspruch nimmt. Gerade in der Kombination von Bewegungsdrang und Forschungstrieb muteten sich Menschen in der Geschichte des Alpinismus viel zu. Grundlage für die Aktivitäten in der Höhe war ein Umschlagen der Gebirgswahrnehmung. Der Berg, der immer als Unding gegolten hatte, wurde im späten 18. Jahrhundert interessant, reizvoll, schön. Die Kunst reagierte auf diese Wende und beförderte sie ihrerseits, die Wissenschaft zog mit, und der Alpintourismus ließ nicht lange auf sich warten. Bis heute ist die Imagologie des Bergsteigens geprägt von der Ambivalenz des Aufregenden.
Die Ausstellung ist kuratiert von Philipp Felsch und Beat Gugger. Ihre beiden unterschiedlichen Zugänge als Wissenschaftshistoriker und Inszenierungskünstler spiegeln sich in der Präsentation, welche die Kunstsammlung des Alpenverein-Museums ergänzt mit Exponaten und Archivalien aus internationalen Häusern und Instituten. Eigens für die Ausstellung produzierte Ton- und Filminstallationen sowie Video-Interviews runden die Präsentation ab und positionieren das Bergsteigen in einer historisch begründeten Sonderstellung unter den Leidenschaften.
Zwölf Räume sind gestaltet von Ursula Gillmann und Matthias Schnegg. Der Weg – den auch eine spezielle Wanderkarte verzeichnet – führt vom "Imaginieren" zum "Erinnern", und unterwegs begegnen Geschichten von Erfolg und Scheitern. Verbunden sind diese Geschichten mit Namen wie jenen der Gebrüder Schlagintweit (Himalaja) oder des Horace Bénédict de Saussure (Mont Blanc). Schlaglichter auf die Geschicke des Bauernkartografen Peter Anich oder des Geologen Otto Ampferer verorten Regionales in größerem Rahmen. Nicht fehlen darf eine Persönlichkeit wie der Extrembergsteiger Hermann Buhl, der zum Inbegriff des Vexierbilds zwischen Triumph und Unglück geworden ist.
Das Sujet der Ausstellung (Ausstellungsgrafik: Kurt Höretzeder) greift eine Atemkurve auf – sie ist gute 100 Jahre alt: Solche Kurven fertigte der italienische Physiologe Angelo Mosso mit Probanden im Hochgebirge an, um anhand seiner Messungen das Phänomen der Ermüdung zu erforschen. Zur Ausstellung erscheint ein Buch im Folio Verlag (Hg.: Ph. Felsch, B. Gugger, G. Rath).
Berge, eine unverständliche Leidenschaft
Ausstellung des Alpenverein-Museums
in der Hofburg Innsbruck