Eine kleine Machtmusik...

Die Fülle jener 7.000 Werke, die sich in der Sammlung Essl befinden, kann einen Kurator zur Verzweiflung treiben. Das Essl Museum hat nun mit René Block einen der versiertesten Kuratoren im mitteleuropäischen Raum eingeladen, eine Ausstellung nach völlig eigenen Gesichtspunkten aus den umfangreichen Beständen zusammenzustellen. Mit "Eine kleine Machtmusik... Bericht aus dem Depot" will Block die Ohnmacht des Kurators vor der Macht der Bilder demonstrieren.

"Es ist wie ein Eintauchen in ein unbekanntes Gewässer. Ich spreche hierbei nicht von dem Ozean der globalen Kultur, nicht von einem klaren Bergsee einer strengen Konzeption, sondern eher von einem durch einen Staudamm geschaffenen See, der sich durch Zufluss ständig vergrößert hat und sich weiterhin ausdehnt, der Tiefen und Untiefen hat. Ich spreche von der vermutlich größten österreichischen Privatsammlung.

Taucht man in dieser bis auf den Grund, so finden sich da eine Reihe von möglichen Ansätzen für eine Ausstellung. Wenn ich die sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts wählte, dann auch, weil in der Zeit mein Interesse und Engagement mit Kunst beginnt. Wenn ich die sechziger Jahre der österreichischen, der Wiener Kunst als Ausgangspunkt wählte, dann auch, weil ich mich endlich mit dieser wichtigen künstlerischen Parallelwelt zu meiner bisherigen Praxis intensiver beschäftigen kann", so René Block.

Blocks Auswahl konzentriert sich auf die Wiener Avantgarde der 1960er Jahre mit Arnulf Rainer, Oswald Oberhuber, Maria Lassnig, den Wiener Aktionisten Günter Brus, Otto Muehl und Hermann Nitsch. Sie stehen im Zentrum der Ausstellung, die den Bogen über Künstler wie Valie Export, C. L. Attersee, Franz West bis zu Erwin Wurm schlägt.

Der international renommierte Kurator, Verleger und Kunstsammler René Block wurde in den 1960er Jahren als einer der jüngsten deutschen Galeristen bekannt. Er förderte u.a. Joseph Beuys, Gerhard Richter, Blinky Palermo und Nam June Paik und leitete von 1997 bis 2006 das Museum Friedericianum in Kassel. Seit Jahren liegt ein Fokus von René Block auf dem südosteuropäischen Raum und der Türkei; seit 2004 ist er auch Jurypräsident des Essl Art Award CEE.

Die heute über 7.000 Werke umfassende Privatsammlung von Agnes und Karlheinz Essl gibt einen einzigartigen, von Sammlerleidenschaft geprägten Überblick über die internationale Kunst der Gegenwart. Seit der Eröffnungsausstellung "The first View" von Kurator Rudi Fuchs im Jahr 1999 wurden immer wieder internationale Kuratoren eingeladen, Ausstellungen aus der Sammlung Essl zu kuratieren. Zuletzt bekam 2010 der deutsche Künstler Albert Oehlen eine Carte blanche für eine Sammlungsausstellung.

Eine kleine Machtmusik...
Bericht aus dem Depot
8. Mai bis 18. August 2013