Eine kleine Kostbarkeit

Ein kleines Haus. Ein kleines Buch. Tatsächlich wollte Le Corbusier eines seiner kleinsten Bücher, einem seiner kleinsten Bauwerke widmen. Die "Villa Le Lac" am Genfersee plante er für seine Mutter. Texte und Gestaltung stammen ausschließlich von Le Corbusier. Und er nahm es sehr genau! Papierqualität gab er vor, das Format sowieso, aber auch, dass die Reproduktionsqualität der zahlreichen Fotos mittelmäßig sein sollte. Wie sehr er sich doch ärgerte, über eine erschienene Vorzugsausgabe: "Diese 'Luxusausgabe' ist idiotisch. Verlangt war mattes, offenporiges Naturpapier, die Abzüge waren 'grob gerastert' (wie für Zeitungen), um die Gedanken aus den lediglich andeutenden Bildern schweifen zu lassen. Hier jedoch hat das Papier alles herabgewürdigt."

Diese Neuausgabe des Originals von 1954 hält sich weitgehend an die Vorgaben und es gibt sie dreimal, jeweils auf Deutsch, Französisch und Englisch. Es beginnt sehr spannend mit Skizzen von einem Haus und der Landschaft (nämlich am Genfersee), wo es stehen sollte. Durch Zufall (wie es immer so ist) wurde das richtige Grundstück gefunden. Das zweite Kapitel nimmt uns mit auf eine Entdeckungstour durch das kleine Haus, illustriert mit Fotos, die den Blick auf das in unterhaltsamen Texten Beschriebene richten. Zeichnungen von Le Corbusier aus dem Jahre 1945 schließen an. Die letzte Überschrift lautet: "Das Verbrechen", das Kapitel umfasst eine Skizze und einen Absatz: "Im Jahre 1924, als das kleine Haus fertig war, versammelte sich der Gemeinderat einer Nachbargemeinde, um festzustellen, dass eine derartige Architektur eine ‚Verschandelung‘ der Natur darstelle. Aus Angst, sie möchte trotzdem Schule machen (wer weiß?), verbot er jede Nachahmung für alle Zeiten ..."

Ein kleines Haus
Hrsg. v. Fondation Le Corbusier
2.Auflage, Deutsch, 2020
100 Seiten, 72 Abb.
Birkhäuser
ISBN: 978-3-0356-2067-2