Eine Ausstellung für Glückspilze

Das Glück ist oft nur von kurzer Dauer. Im menschlichen Dasein folgen Gewinn und Verlust, Erfolg und Misserfolg ständig aufeinander. Das Glück ist nicht logisch und nie berechenbar. Es ist das irrationale Moment im Leben eines jeden. Verbindet das Glück sich mit dem Zufall, nennt man es Schicksal, günstige Gelegenheit oder göttliche Fügung.

Das Glücklichsein selbst kann in rauschhaften Momenten bestehen, die man aber nicht ins Unendliche verlängern kann. Dennoch versucht der Mensch seit jeher das Glück festzuhalten. Er will sein Schicksal beeinflussen durch Berech­nungen, Vorhersagen, Beschwörungen oder Opfer. Aber die Jagd nach dem ganz großen, dem immer währenden Glück ist aussichtslos. Und: Welches Glück suchen wir überhaupt?

Die Sonderausstellung "Glück – welches Glück" ist ein fantasievoller Parcours durch die historischen und gegenwärtigen Ausformungen des Glücks. Glück taucht in dieser Ausstellung in vertrauten Konstellationen auf, aber auch in überraschender Gestalt: als Inbegriff von Liebe, Freiheit oder Glauben ebenso wie als Synonym für Intuition, Unsterblichkeit oder Utopie. Darüber hinaus zeigt die Ausstellung, dass Glück nie ohne sein Gegenteil zu denken ist, dass Unglück und Verlust gleichwertige Bestandteile des menschlichen Lebens sind. "Glück – welches Glück" bietet ihren Besuchern alles andere als einen weiteren praktischen Glücksratgeber.

In einer assoziativen Abfolge von Exponaten der Kunst- und Kulturgeschichte, wissenschaftlichen Objekten und zeitgenössischer Kunst inszeniert die Ausstellung auf 800 Quadratmetern die Suche nach dem Glück als eine Grundkonstante des menschlichen Lebens. Orientierung bieten dabei die szenografischen Bilder, die der afrikanische Künstler Meschac Gaba als künstlerischer Leiter für die sieben Räume entworfen hat, in die sich die Ausstellung gliedert.

Unter den rund 400 Objekten von 88 Leihgebern aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Belgien, Frankreich und den USA finden sich zahlreiche Werke prominenter Künstlern wie Joseph Beuys, Albrecht Dürer, Harun Farocki, Robert Filliou, Meschac Gaba, Goldiechiari – Sara Goldschmied und Eleonora Chiari, Thomas Locher, George Maciunas, Aernout Mik, Edvard Munch, Arnold Odermatt, Marc Quinn, Auguste Rodin, Dieter Roth, Miguel Rotschild, Christian Siekmeier, Daniel Spoerri, Annette Streyl, The Yes Men, Patricia Waller, Susanne Weirich und Frauke Wilken. Daneben zeigt die Ausstellung zahlreiche wertvolle kulturhistorische Exponate wie z.B. Amulette aus dem Alten Ägypten und der Römischen Antike, indische Glücks- und Reichtumsgottheiten oder mittelalterliche Skulpturen und Grafiken.

Der künstlerische Leiter Meschac Gaba hat nicht nur die großen Raumbilder entworfen, sondern innerhalb der Abteilungen auch verschiedene szenografische Installationen geschaffen. Besonders spektakulär ist die interaktive Gehirnlandkarte, auf der die Besucher die Möglichkeit haben werden, einem Gehirn beim Glücklichsein zuzuschauen.


Begleitbuch: Glück – welches Glück. Herausgegeben von Beate Hentschel und Gisela Staupe. Mit Beiträgen von Bruno S. Frey und Alois Stutzer, Friedrich Wilhelm Graf, Helene Karmasin, Barbara Mittler, Katrin Passig, Birger P. Priddat, Josef H. Reichholf, Gerhard Schulze, Manfred Spitzer, Ruut Veenhoven. 208 Seiten. 19,90 Euro. ISBN 978-3-446-23015-6.
Carl Hanser Verlag München 2008.

Glück – Welches Glück
6. März 08 bis 4. Januar 09