Eine Archäologie der Gegenwart

Die Ausstellung "Die Moderne als Ruine. Eine Archäologie der Gegenwart", die vom 2. Oktober 2009 bis 17. Januar 2010 im Kunstmuseum Liechtenstein zu sehen ist, nimmt das Design der Moderne seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts für eine menschlichere und zeitgenössische Gesellschaft ins Visier: ein Design für neue Wohnformen und ein neues Gesicht der Städte. Was ist aus dieser Utopie geworden?

Die architektonischen und Designkonzepte der Künstlerinnen und Künstler der Ausstellung reflektieren "Modelle" des utopischen, reinen Designs in ihrem Zustand der Deteriorisierung: Sie sind durchsetzt von Zerfall, Entropie, Ruinösem, dem "Rost" (Smithson), manchmal noch Momente des Kristallinen bewahrend, aber ebenso von der Idee des Bricolage, des Einsatzes "von dem was da ist", gewissermassen vom Konzept des Recyclings. Diese Konzepte formulieren damit Endzeitstadien, in denen aus den Resten einer untergegangenen Zivilisation Überleben getestet wird. Sie, die Reste, sind die letzten Ressourcen. Andererseits nehmen sie dadurch einen nahezu utopischen Gedanken der "Nachhaltigkeit" auf, die Idee von einer besseren Gesellschaft, geboren aus dem Geist der Dystopie.

Wenn Verwüstung, Verwahrlosung, Verslumung als trostlose und unbarmherzige letzte Zeugen einer ausbeuterischen, inhumanen Gesellschaft der Konkurrenz, des Profits und des Fanatismus die Utopie einer humanen, aufgeklärten Gesellschaft zum Kollabieren gebracht haben, ist Demut gefordert, um mit den verbliebenen Mitteln nach der Katastrophe, aus dem Nichts Etwas zu machen. So bestehen diese Dystopien aus den Versatzstücken einer jahrtausende alten Menschheitsgeschichte, der Resonanz und gespiegelten Erinnerung von utopischem Design und Architektur, denen gegenüber das Bewusstsein generiert werden müsste, dass die zur Verfügung stehenden Ressourcen endlich sind und damit die Definition des Neuen, des Fortschritts überdacht werden muss.

In den 1970er Jahren wurde die Krise des Wachstums erstmals greifbar: Matta-Clark, Smithson, Graham, Genzken oder Friedman haben diese Zeichen der Zeit in ihrer Arbeit kritisch reflektiert, in dem sie dem Formalismus den Kampf angesagt und bisweilen anarchische, jedenfalls dekonstruktive Methoden eingesetzt haben. Die Künstlerinnen und Künstler einer jüngeren Generation führen diese Strategien mit anderen Mitteln fort. Aus den Werken und aus der fruchtbaren Resonanz zwischen den Generationen bezieht die Ausstellung eine kontroverse und aufrührerische Energie.

Die Ausstellung beinhaltet Werke von Yona Friedman, Giuseppe Gabellone, Cyprien Gaillard, Isa Genzken, Dan Graham, Gordon Matta-Clark, Florian Pumhösl, Jeroen de Rijke / Willem de Rooij, Robert Smithson, Rob Voerman und Stephen Willats. Sie ist eine Produktion der Generali Foundation, Wien, kuratiert von Sabine Folie.


Die Moderne als Ruine. Eine Archäologie der Gegenwart
2. Oktober 2009 bis 17. Januar 2010