Ein poetisches Bilderbuch – sero.tone

Sie haben es schon wieder gemacht! Tone Fink gibt die Zeichnungen und Max Lang legt seine Gedichte dazu. Nach mono.tone und arche.tone ist sero.tone die dritte, äußerst inspirierende, assoziationsdichte Art Edition der beiden.

Eine Schaukelbewegung, auf und ab, sero.tone, Berg und Tal, Glück und Unglück. Und da ist der Gedanke an Serotonin, das Glückshormon, erlaubt. Dass schon das (haptisch höchst angenehme) Buchcover Vorder- und Rückseite, vorne – dahinter, eines Bildes ist, wird bei der ersten Zeichnung im Buch offensichtlich. Struppbaumig. Struppbaumig (Rückseite). "Die unfertigen Rückseiten sind fertiger und füllen Betrachter-Lücken", gibt Fink auf der künstlerisch-handschriftlich, ganz in Tone-Manier, gestalteten Doppelseite als Erläuterungen "für Buch sero.tone" preis. Er geht noch weiter: "Immer dieses Scheissimponieren wollen; auf den Rückseiten die nicht erreichte Reduktion der Hauptseite, was weiß ich was Kunst ist; gedankenlos laufen lassen. Balkengerüste müssen den Strichfirlefanz zusammenhalten, EGO-T F-Gebälk suchen. Dem Strichkribelnkrabeln strenge Linien entgegensetzen."

Und wir werden tief hineingelassen in Tones Kunst: alle in einem Flow geschaffenen Zeichnungen sind im Buch in Originalgröße 25 x 27 cm abgebildet. Das hat eine Unmittelbarkeit, auch durch die Qualität der Reproduktionen. So spürt man förmlich die Risse, Aufkratzungen, Abdrücke, heftigen Spuren, Verarztungen im Papier, ohne darüberzustreichen. "Oh! Tone. = O.T.", doch ohne Titel sind auch diese Zeichnungen meistens nicht: o.T. (Wolkengeblitzt); o.T. (Schmusedach); oder o.T. (Grasbusentropfen).

Es dauert seine Zeit, das Buch "lesen" zu wollen und den durch die Zeichnungen ausgelösten Geschichten im Kopf zuzuhören. Durchblättern ist zu wenig, Innehalten bei den wunderbaren Gedichten von Max Lang wesentlich. Sie tauchen zusammenhangslos scheinend auf, in ihrer Wirkung sind sie jedoch sehr verwandt und genauso dicht in ihrer Erzählungskraft.

ETWAS
Es muss neben meiner Hand,
die nach dem Buch greift,
und der Zeit, die dabei vergeht,
noch etwas anderes geben,
das die Zeit umgibt
wie eine geschlossene Hand.

ALTE HEIMAT
Die Heimat ist ein Ort,
an dem man nur hinfallen kann,
ohne aufgerichtet zu werden.

Die Heimat ist ein Ort,
an dem man sich aufrichten muss,
um davonzugehen.

sero.tone
Tone Fink, Zeichnungen / Maximilian Lang, Gedichte
Buchgestaltung: Kurt Dornig
28 x 20 cm, 120 Seiten
artedition · Verlag Bibliothek der Provinz, 2023
ISBN: 978-3-99126-199-5
€ 30,00