Ein neues Ja!

25. Dezember 2013 Rosemarie Schmitt
Bildteil

Für mich ist dieses Ensemble in vielfacher Hinsicht eines der besten weltweit. Benannt nach einem Istanbuler Stadtteil wurde das Pera Ensemble im Jahre 2005 gegründet. Bereits von den Vorgängeralben "Baroque oriental" und "Café" war, und bin ich immer wieder, begeistert. Ein eindeutiges "Ja para Pera!" auch für das aktuelle Projekt!

"Trialog" ist viel mehr als nur der Titel der CD, die im September diesen Jahres veröffentlicht wurde (Berlin Classics / EDEL). Unter der Leitung von Mehmet C. Yeşilçay liefert uns das Pera Ensemble den Beweis für die Wahrhaftigkeit der Worte, die Claude Debussy einst sprach: "Musik beginnt da, wo die Macht der Worte endet."

Der Ensembleleiter Mehmet C. Yeşilçay läßt sich bei seinen Konzepten von den gemeinsamen geschichtlichen Wurzeln des Morgen- und Abendlandes inspirieren. Mit "Trialog" betreten dies Musiker neues, religiöses Terrain, und auch hier gibt es eine gemeinsame, abrahamitische Wurzel, durch welche die verschiedenen Glaubensrichtungen sich letztlich auf ein und denselben Gott beziehen. Aus diesem Grunde wird in "Trialog" neben dem Christentum und dem Islam auch jüdische Musik einbezogen.

Wer ein lebendiges Bild für dieses Miteinander sucht, schaue nach Istanbul, das seit über 1000 Jahren ein Schmelztiegel ist – und Wiege der Kulturen war: Byzanz als Zentrum christlichen Glaubens und später Hauptstadt des osmanischen Reiches, das auch die sephardischen Juden nach ihrer Vertreibung aus Spanien Ende des 15. Jahrhunderts aufnahm.

Im Booklet beschreibt Mehmet C. Yeşilçay seine Klang gewordenen Inspirationen folgendermaßen: "Eine Welt, in der Worte nicht mehr ausreichen, wo Worte nicht mehr notwendig sind. Musik für den EINEN, der die Sprache des Herzens spricht: Barockes Gottesverständnis und Sufimusik. Aramäische Kirchenlieder und byzantinsche Chöre. Sephardisches Gebet, ein Halleluja und armenische Sakral-Musik. Orientalische Instrumente erklingen zu Vivaldi, ein barockes Klangbild zu Sufimusik. – Das Zentrum für die verschiedenen musikalischen Richtungen ist immer dasselbe: ein musikalisches Credo, ohne Grenzen und Konfessionen."

Was mich sehr beeindruckte (außer der Musik), waren folgende Worte von Mehmet C. Yeşilçay: "(...) Ist Musik nicht der wahr gewordene Traum unserer Sehnsucht nach dem Perfekten, dem Reinen und Absoluten? Und uns ein besonderes Geschenk, uns anderen mitzuteilen. Als Ausdruck unserer Liebe zueinander – als die universalste Sprache überhaupt?"

Ja, verehrter Herr Yeşilçay, dies alles ist Musik, vorausgesetzt die Welt hat das Glück, solche Musiker und Menschen wie Sie und Ihr Ensemble zu haben!

Herzlichst,
Ihre Rosemarie Schmitt