Die Albertina präsentiert in einer umfassenden Ausstellung das zeichnerische Werk der 1924 geborenen und 2014 verstorbenen US-Amerikanerin Elaine Sturtevant. Bereits seit den frühen 1960er Jahren wiederholt Sturtevant Kunstwerke von Roy Lichtenstein, Jasper Johns, Andy Warhol, Frank Stella oder Joseph Beuys bewusst und zeitnah zur Entstehung der Werke der Künstler.
Ob Gemälde, Zeichnungen, Drucke oder Skulpturen – die Künstlerin erschafft duplizierte Originale, wobei sie diese in manchen Fällen auch bezüglich des Formats, der Motivdetails, der Technik oder der Präsentation modifiziert.
Das grafische Oeuvre der Künstlerin nimmt eine Schlüsselrolle in ihrem kompromisslosen, konzeptuellen Werk ein: Mit handwerklicher Präzision und hoher künstlerischer Qualität reproduziert sie Grafiken von Künstlern der Pop-Art, beherrscht Johns‘ Schraffuren genauso wie die Regelmäßigkeit der Technik Lichtensteins. Im Besonderen sind es die Composite Drawings aus den Jahren 1965/66, die auf Sturtevants Status in der Kunstgeschichte als Mega-Pop oder Pop Surplus hinweisen.
In einer Collagetechnik kombiniert sie Motive verschiedener Künstler; führt Warhols Flowers mit Lichtensteins "Pointed Finger" oder Wesselmanns "Great American Nude" mit Lichtensteins "Hot Dog" zusammen. Ihre Bildkompositionen erzeugen neue Kontexte und provozieren auch sexuelle Assoziationen, die Sturtevant allerdings mit ihrem Kommentar "I have nothing to do with feminism" negiert. Parallel dazu legt die Künstlerin großen Wert darauf, ohne ihren Vornamen genannt zu werden, um in der männerdominierten Kunstszene bewusst neutral aufzutreten.
Mit der ästhetischen Geste der Wiederholung folgt sie dem in New York zu diesem Zeitpunkt weit rezipierten Beispiel Marcel Duchamps, entwickelt aber gleichzeitig Anti-Readymades, indem sie originale Sturtevants erschafft. Die Künstlerin führt die grundlegenden Ideen der Pop-Art und Concept-Art der 1960er Jahre weiter, hebt die Frage nach Kreativität, Originalität und geistigem Eigentum von Kunst auf ein radikales Level.
Bereits zwei Jahrzehnte bevor die zur Konzeptkunst zählende Bewegung der künstlerischen Repetition, der Paraphrase und Wiederverwendung von vorgefundenen Kunstwerken ihren Namen Appropriation Art erhält, hinterfragt Sturtevant die Einzigartigkeit des Kunstwerks. Lange bevor Cindy Sherman, Richard Prince, Robert Longo oder David Salle ihrerseits untersuchen, worin die eigentliche Autorschaft an einem Kunstwerk im Zeitalter der Wiederverwendung von gefundenem Material besteht.
Mit über 100 Zeichnungen der Künstlerin ist diese in Kooperation mit dem Frankfurter MMK Museum für Moderne Kunst und der Nationalgalerie Berlin entstandene Ausstellung die erste Museumspräsentation, die Sturtevants radikale Konzeption ihrer "Kunst der Wiederholung" zeigt. Mit der Ausstellung Sturtevant eröffnet die Albertina zugleich ihre neuen, 450 Quadratmeter großen Galleries for Prints and Drawings. Die Albertina widmet diese Ausstellungsräume von nun an ausschließlich der Präsentation von Zeichnungen und Druckgrafiken.
Drawing Double Reversal
14. Februar bis 10. Mai 2015
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- 14. Februar 2015 — 10. Mai 2015 /