Dracula – Woiwode und Vampir

Ein bleiches, hageres Gesicht mit hervorquellenden Augen und Lippen, unter denen sich verlängerte Eckzähne verbergen - wer kennt ihn nicht, den Grafen Dracula? Wer hat nicht zumindest eine der zahlreichen Verfilmungen der Draculageschichte gesehen? Doch wer weiß auch, dass hinter diesem Namen ein Gemälde steckt, das sich auf Schloss Ambras bei Innsbruck befindet?

Es handelt sich dabei um das älteste erhaltene Porträtgemälde von Dracula Vlad III. Ţepeş, dem Namensgeber für Graf Dracula. Als Bram Stoker seine Romanfigur schuf, hatte er zwei Geschichten aus Südosteuropa zum Vorbild: zum einen die Erzählungen über eine Vampirhysterie an der südlichen Donau Anfang des 18. Jahrhunderts zum anderen die Geschichte über den Herzog der Walachei, den Woiwoden Vlad III. Dracula alias Ţepeş.

Dracula (ca. 1431-1477) entstammte der regierenden Dynastie der Walachei, die Besarab I. in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts gegründet hatte. Sein Vater, Vlad II., wurde 1431 in Nürnberg in den Drachenorden aufgenommen und bezeichnete sich von da an als Dracul, ein Beiname, den der Sohn unter Hinzufügung des Suffixes –a (für Sohn des Dracul) verwendete. In die Geschichte eingegangen ist Dracula aber aufgrund seiner Massenpfählungen als Ţepeş, der Pfähler. Die Woiwoden der Walachei waren Vasallen des ungarischen Königs, mussten sich aber immer wieder der türkischen Übermacht beugen und auch ihnen Tribut zahlen. Diese doppelte Abhängigkeit wurde durch die andauernden Auseinandersetzungen zwischen Ungarn und Osmanen zu einem zweischneidigen Schwert.

Daneben war Dracula auch in Machtkämpfe innerhalb seiner eigenen Familie verstrickt. Aufgrund dieser schwierigen Situation war er dreimal an der Regierung: 1448, 1456-1462 und 1476. In seiner Heimat galt er als extrem gerecht, im Westen jedoch wurde er aufgrund seiner Grausamkeit bekannt. Berühmte Gelehrte seiner Zeit, wie Thomas Ebendorfer, Papst Pius II. oder Michael Beheim befassten sich mit ihm. Seine Stilisierung zum schrecklichsten aller Tyrannen verdankte er hauptsächlich seinen von Massenpfählungen begleiteten Strafaktionen gegen die deutschen Städte Siebenbürgens. Welch grausamer und gnadenloser Gewaltherrscher er auch immer war – zum blutsaugenden untoten Vampir wurde Dracula jedoch erst durch Bram Stoker in seinem Roman von 1897.

Ausgehend von der historischen Person des Dracula widmet sich die Ausstellung den Auseinandersetzungen zwischen Christen und Osmanen in Südosteuropa und schließlich der Vampirismusphobie in den südöstlichen Randgebieten der Habsburgermonarchie. Dazu kommen literarische und filmische Umsetzungen des Themas. Die wichtigsten Porträts des walachischen Woiwoden, Darstellungen und Waffen von osmanischen und christlichen Helden aus dem 15. und 16. Jahrhundert, Berichte, Traktate, und Universitätsdispute zum Thema Vampirismus geben ein vielfältiges Bild dieses seit Jahrhunderten die Menschen faszinierenden Themas.


Dracula – Woiwode und Vampir
18. Juni bis 31. Oktober 08