Die Wiege Noa's

19. Dezember 2012 Rosemarie Schmitt
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Achinoam Nini wurde 1969 in Tel-Aviv geboren. 15 ihrer ersten 17 Lebensjahre verbrachte sie in New York, dann ging sie in ihre israelische Heimat zurück. Außerhalb ihres Heimatlandes ist die Musikerin unter dem Namen Noa bekannt. Sie könne zwar die Luft anhalten, um in fremde Jeans zu passen, nicht aber ihre Gene verleugnen, singt sie in einem ihrer früheren Titel. Und immer wieder singt sie von der Sehnsucht, irgendwo dazu zu gehören.

Der seit 1990 in Deutschland lebende, im Iran geborene Philosoph Hamid Reza Yousefi schreibt in seinen biographischen Skizzen "Dornenfelder": " (...) Wer seine Heimat, wenn auch für kurze Zeit, verlassen hat, weiß auf seine Weise, daß kein kultureller Ortswechsel spurlos am Menschen vorübergeht; jeder Wechsel ist eine Horizonterweiterung, ein Geständnis an die Vielfalt unserer Welt. (...) Wer sich zwischen den Kulturen bewegt, wird immer wieder das Gefühl in sich spüren, sich in einem Labyrinth zu bewegen. (...) Was er aber immer wieder erfährt, ist, sich in diesem Labyrinth zu verirren. Alles bleibt letzten Endes in Schwebe. Unsere Aufgabe ist es, die Vorzüge dieser Schwebe schätzen zu lernen (...)"

Ist es nicht auch unsere Aufgabe, uns in Toleranz zu üben? Damit meine ich nicht jene Toleranz, die die Gleichgültigkeit oder die Unwissenheit gebiert, sondern jene, die aus dem Interesse, dem Wissen und dem Herzen erwächst.

Nun gibt es ein neues Album von Noa! Mit diesem "Israeli Songbook" setzen Noa und ihr langjähriger musikalischer Weggefährte Gil Dor dem israelischen Kulturgut ein Denkmal. Gemeinsam mit dem Jerusalem Symphony Orchestra und dessen Leiter Ilan Mochiach arrangierten sie die Lieder Israels, die zwischen 1920 und 1979 entstanden, und die dort jedes "Kind" kennt, das über 30 ist. Statt einer Aufnahme mit Weihnachtsliedern möchte ich Ihnen in diesem Jahr das Ergebnis dieser Zusammenarbeit empfehlen – Gedanken, die man sich zur Weihnachtszeit macht, und die durch das ganze Jahr begleiten sollten. Noa singt alle Titel in ihrer Heimatsprache, weshalb im Booklet der CD (Pinorrek Records im Vertrieb von EDEL) die Bedeutung der einzelnen Lieder erklärt wird.

"Bereshit" (Am Anfang)
Text: Haim Heffer / Musik: Sasha Argov / Arrangement: Ilan Mochiach

Am Anfang schuf Gott die Welt in sieben Tagen wie es die Bibel beschreibt. Am Ende jeden Tages sieht der Herr, daß das Geschaffene gut ist, bis er endlich den Menschen erschafft. Plötzlich ändert sich alles: der Mensch zähmt Tiere, entdeckt die Dampfkraft und baut Maschinen, greift nach den Sternen und erfindet schließlich die schreckliche Bombe, die alles zerstört. Langsam beginnt die Schöpfung von neuem. Der Herr arbeitet Tag für Tag, um die Erde mit Blumen, Bäumen und Tieren zu bevölkern, aber am sechsten Tag beschließt er, seinen Plan zu ändern. Diesmal schafft er keinen Menschen. Und der Herr sieht, daß es gut ist... Dieses musikalische Epos, das die zerstörerischen, arroganten Tendenzen des Menschen zutiefst kritisch sieht, wurde von Haim Hefer und Sasha Argow geschaffen, und es ist heute so relevant wie zur Zeit seiner Entstehung vor 50 Jahren.

Das "Israeli Songbook" bietet nicht nur musikalisch sehr Niveauvolles! Wenn Sie sich diese Songs zu Gehör und zu Herzen nehmen wollen, den Geist der Weihnacht durch das ganze kommende Jahr "retten" möchten, so empfehle ich Ihnen, das Album bei dem Musikalienhandel Ihres Vertrauens zu bestellen, oder aber mein Exemplar zu erhalten. Mein Weihnachtsgeschenk für Sie! Heute also keine Frage (im wahren Sinne des Wortes)! Senden Sie mir einfach ein paar Zeilen (bitte Adresse nicht vergessen) an klassik@habmalnefrage.de. Aus den Mails, die mich bis zum 26. Dezember 2012 erreichen, werde ich den zukünftigen Noa-Fan ermitteln.

Ich wünsche Ihnen unvergeßliche, harmonische und tolerante Feiertage!
Herzlichst,
Ihre Rosemarie Schmitt