Die Parallelwelten des Neo Rauch

Das Max Ernst Museum präsentiert als einzige Station nach dem Metropolitan Museum of Art in New York dreizehn eigens für die Ausstellung "Neo Rauch – para" geschaffene Werke, die – exklusiv für Brühl – durch sechs weitere Leihgaben ergänzt wurden. Mit der Schau soll die Reichweite surrealistischer Konzepte bis in die Kunst der Gegenwart veranschaulicht werden, die insbesondere in Bezug auf die historische Position von Max Ernst spannungsreich zutage tritt.

Der Ausstellungstitel mit der Vorsilbe "para" zielt darauf ab, beim Betrachten der Bilder eine Assoziationskette auszulösen. Begriffe wie "paradox", "paranormal" oder "Parabel" sind dabei durchaus geeignet, die Parallelwelten von Rauch zu umschreiben, die sich trotz ihres figurativ-erzählerischen Charakters dem rationalen Zugriff entziehen. Ob rauchende Dandys, Männer in Jagdröcken oder Feuerwehrmänner bei der Arbeit – die Protagonisten auf den Bildbühnen Rauchs scheinen vergangenen Zeiten entsprungen zu sein. Oft sind sie in Erwartung einer Sache: die latente Gefahr, die nahende Naturkatastrophe, das Aufbrechen des lange Zeit Unterdrückten sind dann als rätselhafte Präsenz des Unbehagens deutlich zu spüren.

Zugleich wird in diesen Bildern die scheinbare Logik des Realismus und des einheitlichen Raumes immer wieder aufgebrochen: das Bildganze besteht aus einzelnen Versatzstücken, die ähnlich einer Collage miteinander verwoben sind. So treffen unterschiedliche Dimensionen von Zeit und Raum aufeinander, die schließlich neue, "parareale" Geschichten erzählen. Jenseits von Bedeutungen und Deutungen begreift Neo Rauch deshalb seine Bilder als "Fortsetzung des Traumes mit anderen Mitteln" und als "Vitalisierung des Fremden". Diese vor allem als sinnliche Erfahrung zu vermitteln sei – so Neo Rauch – die Absicht seiner Malerei.

Neo Rauch (*1960 Leipzig) zählt zu den international gefeierten und gefragtesten Künstlern der gegenwärtigen Malerei. Er studierte an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig zunächst bei Arno Rink (1981-1986), war dann bis 1990 Meisterschüler bei Bernhard Heisig und von 1993-1998 Assistent. Im Jahr 2005 wurde er als Nachfolger Rinks zum Professor berufen. Er lebt und arbeitet in Leipzig.


Es erscheint ein zweisprachiger Katalog von 116 Seiten mit 40 Farbabbildungen und Texten von Gary Tinterow und Werner Spies sowie eine Auswahl von Texten zu Neo Rauch im DuMont Verlag, Köln. Preis: 24,- EUR.

Neo Rauch - para
28.10.07 – 30.3.08