Die Logiken des Bildlichen

Im Rahmen ihrer aktuell laufenden, von Alfred Graf kuratierten Ausstellungsserie über Künstlerpaare und Künstlerduos präsentiert die Galerie allerArt in Bludenz von 2. Juli bis 9. August Werke von Eric Kressnig und Regina Zachhalmel. Sowohl der 1973 in Klagenfurt geborene Kressnig als auch Zachhalmel, geboren 1963 in St. Pölten, studierten an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Zachhalmel promovierte zusätzlich am Institut für Kunstwissenschaft der Akademie.

Die beiden Kunstschaffenden gehen im Rahmen ihrer Projekte zumeist installativ vor, arbeiten aber grundsätzlich eigenständig. Das Verbindende in ihrem Schaffen sind die gemeinsamen Diskussionen über ihre Werke und das installative Denken. So handelt es sich bei den Objekten im Raum von Eric Kressnig stets um mehrteilige Installationen. Sie kommunizieren entweder über Schrift (elementares Alphabet), die gleichzeitig an der Bruchstelle von Zeichen und Begriff operiert, oder über eine konstante Flächenstruktur, wobei Farbigkeit, Flächenführung und überraschende Materialästhetik auffordern, einen zweiten Blick zu riskieren.

Die 124-teilige Installation "Lover", die er in der Galerie allerArt einrichtet, zeigt eine raumfüllende Arbeit, die ein speziell entwickeltes Zeichensystem aufweist. Sie umfasst 120 Bildtafeln, davon 60 in positiver und 60 in negativer Form. Das Wort "Lover" wird hierbei in all seinen Möglichkeiten anagrammatisch dekliniert (Lover, Revol, Voler…). Die Grundlage für den Schrifttyp bildet ein Liniennetz. Dieses wurde in unterschiedlichen Räumen am jeweiligen Grundriss vermessen. Mit diesen Proportionen wurden die Abstände in einem Raster bestimmt. Das daraus resultierende Netz bildete in der Folge dann die Grundlage und das Maß für die Erfindung der Buchstaben-Formen. Um dieses hermetische, ortsbezogene System zu öffnen, wurde daraus ein universeller Schriftfont gezeichnet.

Die Materialästhetik schichtverleimter Seekieferplatten/ Tannenlatten thematisiert das ursprüngliche Trägermaterial des Tafelbildes sowie die "Heimwerker-Ästhetik" von "Do it yourself-Bauten". Ergänzt von zwei Transportobjekten wird die Lagerform zur Werkform. Darüber hinaus zeigt Kressnig auch Bildobjekte, die vom körperhaften Aufbau in den Raum greifen und durch malerische Imagination, gestaffelte Farbflächen im charakteristischen Kolorit das Spannungsverhältnis, Bild, Raum und Betrachter thematisieren.

Regina Zachhalmel wiederum geht in ihren Arbeiten von Überlegungen zur Bild-Kultur aus, wobei zentrale Kategorien der Malerei wie Motiv, Formprozess, Erscheinungsbild neu verhandelt werden. Die Künstlerin sondiert und recherchiert sowohl in der Kunstwelt als auch im Bereich der Alltagsästhetik. Im Werkblock "trees beyond", den sie im allerArt zeigt, sind Dinge, die der Verstand schon kennt und die bereits in der Kunst als Darstellungsanlass bekannt sind, motivgebend.

Fünf Leinwände im Format 150 x150 cm hängen wie Tücher an der Wand. Ein Stück Pinienwald ist wie ein Negativbild in schwarz/weiß Manier großformatig auf die Leinwand gemalt, die Rückseite erscheint einfärbig. Der Wald als ein besonderer Ort der Ungewissheit und der Bedrohung einerseits, aber auch der besonderen Schönheit und des Schutzes andererseits ist hier als bekanntes Motiv mit Stellvertreterfunktion aufzufassen. Durch Vervielfachung ein- und desselben Sujets zusätzlich in der Eindrücklichkeit gesteigert, ergibt sich durch die Deformation der Leinwand eine nicht vorhersehbare und kaum planbare Konstellation. Das Bild sucht sich in diesem Fall selbst seine Form. Das Motiv der Landschaft mit Bäumen zerfällt durch den Abstraktionsprozess in Farbfelder, Formen, Linien und Schatten.

Im Werkzyklus "InsideOut" thematisiert Zachhalmel auf metaphorische Weise das Davor und das Dahinter . Fotografien, Malereien und Farbflächen werden übereinander gelegt und nur in Teilen wird das, was darunter liegt, sichtbar. Die räumliche Ordnung entsteht durch Schichten, Ausschneiden und Aufklappen. Öffnungen und Durchblicke bilden eine motivgebundene Ebene. Das Hauptmotiv bleibt Fragment. Ganz sichtbar wird es nie.


Eric Kressnig und Regina Zachhalmel
3. Juli bis 9. August 2015