Die Kunst der Jagd

Das NÖ Landesmuseum verfügt in seinen reichhaltigen und vielfältigen Sammlungen über einen repräsentativen Überblick über die Natur-, Kunst- Kultur- und Alltagsgeschichte der Jagd. Erstmals seit der Eröffnung des Museums in St. Pölten gewährt eine Ausstellung Einblick in diese Schätze.

Auf der Pirsch durch die kunsthistorische Sammlung wurden die letzten 300 Jahre Kunstgeschichte aufgestöbert, von Tierdarstellungen (Friedrich Gauermann, Anton Schrödl), Jagdstillleben (Carl Moll, Josef Dobrowsky), Jagdszenen (Carl Rudolf Huber, Franz Rumpler) über Darstellungen in der zeitgenössischen Kunst (Thomas Hoke, Johann Garber, Sebastian Weissenbacher). Einen ganz besonderen Schwerpunkt bildet dabei Friedrich Gauermann mit seinen unübertrefflichen Tierdarstellungen. Gauermann, in Miesenbach aufgewachsen, hat Jagd von Kind auf erlebt. Sein Interesse galt insbesondere der Fauna. Er hat auch sehr rasch die Sehnsucht der Stadtbewohner nach der Natur erfasst und es meisterhaft verstanden, Tiere in freier Wildbahn und in dramatischen Szenen festzuhalten.

Ist bei Gauermann das Jagdinteresse primär ein Interesse an Tierdarstellungen, so ist in den Radierungen Johann Elias Ridingers die Jagd das essentielle Thema. Minutiöse Jagdszenerien des höfischen Jagdablaufes und –rituals sowie die Darstellung von "wundersamen Hirschen und anderen Tieren" bilden den Kern seines Schaffens. Höfische Jagdlust, Tierszenerien, aber vor allem die Thematisierung von Tiermissbildungen zeugen vom Charakter der Kunst- und Wunderkammern des 16. und 17. Jahrhunderts. Zahlreiche weitere Bildwerke von Tierdarstellungen, etwa von Karl Wilhelm Gustav Tornau belegen im 19. Jahrhundert das wachsende gesellschaftliche Interesse an diesem Bildgenre.

Neben Ridinger finden sich zahlreiche Werke der Malerei, Zeichnung und vor allem Graphiken zu speziellen Aspekten von Jagdszenerien und Jagdmethoden. Eindrucksvoll sind hier die Arbeiten von Johann Balthasar Probst, Carl Rudolf Huber und des Historien- und Landschaftsmalers Franz Rumpler; sein "Ausritt zur Parforce-Jagd aus Schloß Orth" zählt zu den frühen Beispielen der um 1870 entstehenden österreichischen Stimmungsmalerei. Das Jagdstillleben entwickelte sich als eigenständiges Subgenre des Stilllebens selbst und prägt bis in die Gegenwart hinein auch die künstlerische Auseinandersetzung mit der Jagd. Ein frühes Jagdstillleben um 1750 von einem unbekannten Meister findet sich ebenso in der Kunstsammlung des Landesmusems wie ein modernes von 1960 von Josef Dobrowsky.

Die Jagd ist bis heute verknüpft mit einer ganz speziellen Tisch- und Tafelkultur, so ist es kein Zufall, dass sich auf Trinkgefäßen Jagdmotive finden. Was dem Jäger Illustration und Erinnerungsstück an besondere Begebenheiten, ist dem Kunstliebhaber Einblick in die Welt der Glaskunst und -herstellung, und der gemeinsame Nenner sind die dargestellten Motive, aus denen sich überdies Gepflogenheiten der jeweiligen Zeit ablesen lassen. Die Bandbreite reicht von volkskunstartig bemalten Gefäßen bis zu höchster (Biedermeier-) Glaskunst. Im Mittelpunkt stehen diverse Wildtiere, häufig aber auch Ereignisse rund um die Jagd. Nicht selten tragen sie Beschriftungen mit näheren Angaben und Details der Begebenheit: Jahreszahlen, Größe des erlegten Tiers, Besitzer des Glases usw. Die gezeigten Geweihmöbel zählen wohl zu den Kuriositäten der Ausstellung.


Katalog: Autor/inn/en: Carl Aigner, Franz Groiß, Kathrin Labuda, Bernhard Paul, Matthias Pfaffenbichler, Ulrike Scholda, Heidrun-Ulrike Wenzel – Verlag der Provinz, 152 Seiten, zahlr. Abb., 2008

Die Kunst der Jagd
Auf der Pirsch in den Sammlungen des NÖ Landesmuseums
26. Juli 08 bis 23. August 09