Die Kulisse explodiert

Frederick J. Kiesler (geb.1890 in Czernowitz, gest. 1965 in New York) ist eine der großen österreichisch-amerikanischen Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Als Theaterkünstler, Architekt, Designer, Maler, Bildhauer und Kunsttheoretiker hatte er sich die Überwindung der Grenze zwischen Kunst und Leben zum Ziel gesetzt. Auf dem Experimentierfeld des Theaters erprobte er eine Vielfalt von Möglichkeiten, die neuen geistigen wie auch technisch-wissenschaftlichen und sozialen Bedingungen des Menschen in ein theatralisches Gesamtkunstwerk zu überführen.

Viele Facetten des künstlerischen Schaffens Frederick J. Kieslers wurden nach seinem Tod 1965 in New York über vier Jahrzehnte hinweg in großen, viel beachteten Ausstellungen auf internationaler Ebene vorgestellt. Bei all seinen Ausstellungen ist jedoch ein Aspekt seines Werkes immer nur angedeutet worden – sein theatralisches Schaffen, insbesondere seine grandiosen, wegweisenden Theatervisionen, die er bis an sein Lebensende immer wieder neu entwarf und die er mit geradezu seherischer Gabe für eine zukünftige Generation in immer neuen Varianten formulierte.

Wie ein roter Faden zieht sich das theatralische Schaffen Kieslers durch seine gesamte Werkvielfalt. Das Theater begleitet Kiesler lebenslang, es ist seine intimste Schaffensquelle, aus der er auch für andere, theaterfremde Gestaltungsbereiche Anregungen schöpft. In der Ausstellung wird die enge Symbiose Kieslers mit dem Theater zum Hauptthema. Zum ersten Mal ist der Focus auf Kieslers Theaterarbeiten gerichtet – auf seine innovativen Leistungen auf dem Gebiet der Theaterkunst in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Gleichzeitig wird aber immer auch auf die jeweiligen "turning points" verwiesen, an denen eine theaterbezogene Arbeit plötzlich übergeht in eine Werkgruppe, die mit Theater nichts mehr zu tun hat. So mutierte zum Beispiel seine Idee der "Raumbühne" zur "Raumstadt", zu einer urbanen Vision, die seine Zeitgenossen elektrisierte.

Die Ausstellung zeigt alle Entwicklungsphasen und Höhepunkte im theatralischen Schaffen Kieslers, der seismographisch auf die Kunst- und Lebensströmungen seiner Zeit reagierte. Sein Theaterkosmos wird mit Werken aus anderen Schaffensgebieten konfrontiert und in noch nie da gewesener Fülle vor Augen geführt: Von den elektromechanischen Kulissen (Berlin 1923/24), seinen genialen zukunftsweisenden Theaterausstellungen in Wien, Paris und New York bis zur Raumbühne (Wien 1924); von der in New York kreierten, berühmt gewordenen Serie seiner Endless oder Universal Theatres (1926–1960) bis zu den phantasievollen, surrealistischen Bühnenobjekten für Opernproduktionen der New Yorker Juilliard School of Music. All diese Visionen eines der faszinierendsten Theaterutopisten des 20. Jahrhunderts in großer Materialfülle auszubreiten, ist das Ziel dieser Ausstellung.

Die Kulisse explodiert
Frederick J. Kiesler, Architekt und Theatervisionär
21. März bis 23. Juni 2013