Die düsteren Welten des William Friedkin

In der Zeit des New Hollywood feierte William Friedkin seine größten Erfolge, Klassiker sind der Drogenthriller "The French Connection" (1971) oder der Horrorfilm "The Exorcist" (1973) längst. Still geworden ist es um den 1935 in Chicago geborenen Regisseur spätestens nach "To Live and Die in L.A." (1985). Das Filmpodium Zürich widmet dem 83-jährigen Oscar-Preisträger noch bis Ende Juni eine Retrospektive.

Nach Erfahrungen beim Chicagoer Fernsehen mit Musicalübertragungen und Fernsehdokumentationen legte Friedkin, der 1935 als Sohn Anfang des 20. Jahrhunderts aus der Ukraine emigrierter Juden in Chicago geboren wurde, mit dem Rock´n´Roll-Musical "Good Times", mit Sonny und Cher, 1967 sein Regiedebüt vor. Für Aufsehen sorgte er erstmals mit der Bühnenadaption "The Boys in the Band – Die Harten und die Zarten" (1970), in dem das damals in der (amerikanischen) Filmindustrie noch als Tabu geltende Thema Homosexualität aufgegriffen wurde.

Im Gegensatz zur – zumindest äußeren – Statik dieser Bühnenadaptionen steht die Dynamik des mit fünf Oscars ausgezeichneten Polizistenthrillers "The French Connection" (1971, in dem Friedkin mit teils dokumentarischen Stilmitteln die Arbeit von zwei New Yorker Drogenfahndern schildert. Legendär ist vor allem eine Verfolgungsjagd, in der Gene Hackman versucht mit einem PKW eine Hochbahn einzuholen. Auf diesen Film und auch die Verfolgungsjagd zurückgegriffen und beide sowohl an Virtuosität als auch an Härte übertroffen hat Friedkin dreizehn Jahre später in "To Live and Die in L.A." (1985).

Harte Männerfilme mit "schmutzigen Helden" und der kompromisslosen Schilderung einer düsteren Welt sind aber nicht nur diese Polizistenthriller, sondern auch das Remake von Henri-Georges Clouzots "Le salaire de la peur" (1953) unter dem Titel "Sorcerer – Atemlos vor Angst" (1977). Bei Publikum und Kritik fiel dieser Abenteuerfilm um eine Gruppe zwielichtiger Typen, die hochexplosiven Sprengstoff zur Löschung einer brennenden Ölquelle mit LKW herankarren müssen, wohl nicht zuletzt deshalb durch, weil er am überragenden Original gemessen wurde.

In düstere Welten entführte Friedkin aber auch in seinem Horrorfilm "The Exorcist" (1973), der für das Mainstreamkino die Grenzen einer terroristischen Ästhetik erweiterte. Die perfekte Machart und Nachrichten von Ohnmachtsanfällen von Kinozuschauern sowie vor den Kinos bereitstehenden Krankenwagen machten diesen Schocker über eine Teufelsaustreibung zum Kassenschlager.

Für heftige Diskussionen sorgte auch der im Schwulenmilieu spielende Thriller "Cruising" (1980), in dem Al Pacino als Undercover-Cop, der von sexuellen Identitätszweifeln geplagt wird, in die schwule Lederszene New Yorks eintaucht, um einen Serienmörder zu entlarven.

Friedkin ist kein bequemer Filmemacher, nicht nur weil er mit kühlem Blick eine triste Welt zeichnet, sondern auch weil er sozial relevante Themen immer wieder in eine spektakulär inszenierte Geschichte verpackt. Spekulativ wirken dadurch seine Filme immer wieder, am Thema an sich nicht wirklich interessiert und es nicht vielschichtig beleuchtend und auslotend, sondern es nur als Vorwand für eine virtuose Inszenierung benutzend. – Eines freilich wird man bei allen Kontroversen dem 83-Jährigen neidlos und bedingungslos zugestehen müssen: Sein Handwerk beherrscht er souverän, wie er auch wiederum 2011 mit der schwarzen Komödie "Killer Joe" bewies.

Trailer zu "French Connection"