Diagonale Graz: Schaufenster des österreichischen Films

17. März 2015
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Vom 17. bis 22. März steht Graz wieder im Zeichen des österreichischen Films. Mit insgesamt 157 Filmen und Videos, 50 davon als Uraufführung, 25 als österreichische Erstaufführung, wird wieder ein Überblick über das aktuelle Filmschaffen der Alpenrepublik geboten. Die Personale ist dem Dokumentarfilmer Nikolaus Geyrhalter gewidmet, ein Schwerpunkt gilt der Französin Mia Hansen-Løve und auch diverse filmhistorische Spezialprogramme fehlen nicht.

Seit 1998 findet die Diagonale in Graz statt und hat sich zum wichtigen Treffpunkt für Filmbranche und Publikum entwickelt. Letztmalig wird sie heuer von Barbara Pichler geleitet, ab Herbst werden Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber als Intendanten-Duo verantwortlich sein.

Eröffnet wird die heurige Diagonale mit Karl Markovics zweitem Spielfilm "Superwelt", der auf der Berlinale im Rahmen des Forums des Jungen Films seine Uraufführung feierte. Im Mittelpunkt steht eine Supermarktkassiererin mittleren Alters, deren Leben aus dem Lot gerät, als sie von Gott heimgesucht und von dessen Stimme, die der Zuschauer nie hört, geleitet wird. Nach "Atmen" gelang Markovics hier wieder ein ungewöhnlicher Film, der durch geschickten Aufbau die Irritation sukzessive steigert und sich einfachen Antworten verweigert.

Der Jahresrückblick versammelt acht abendfüllende Spielfilme und ebenso viele Dokumentarfilme. Der Bogen spannt sich hier bei den Spielfilmen von Jessica Hausners Kleist-Film "Amour Fou" über Umut Dags starkes Sozialdrama "Risse im Beton" bis zu Wolfgang Murnbergers soeben in den Kinos angelaufener Wolf-Haas-Verfilmung "Das ewige Leben". Das Spektrum der Dokumentarfilme reicht von Ulrich Seidls "Im Keller" über Hubert Saupers "We Come As Friends" bis zu Ulli Gladiks "Global Shopping Village".

Sind diese Filme schon bekannt, so darf man auf die Uraufführungen und Österreich-Premieren gespannt sein. Bekannt für Eigenwilliges ist beispielsweise Ludwig Wüst, der in Graz seinen neuen Film "(Ohne Titel)" vorstellt. Sperrige, aber auch aufregende Filmkunst ist auch von Peter Schreiners neuem Spielfilm "Lampedusa" zu erwarten, während Barbara Eders "Kreuz des Südens" und Andreas Prochaskas "Wenn du wüsstest, wie schön es hier ist", die als ORF-Landkrimis entstanden, konventioneller angelegt sein dürften.

Zu den Dokumentarfilmen, die in Graz uraufgeführt werden, zählt unter anderem Nathalie Borgers Jörg-Haider-Film "Fang den Haider", "Unter Blinden", in dem Eva Spreitzhofer den blinden Extrembergsteiger Andy Holzer porträtiert und Constantin Wulffs "Wie die anderen". Gespannt sein darf man aber auch auf Nikolaus Geyrhalters dreistündige Langzeitbeobachtung über den Niedergang einer Waldviertler Textilfabrik in "Über die Jahre".

Geyrhalter ist auch die heurige Personale gewidmet, in deren Rahmen unter anderem die großen Dokumentarfilme "Elsewhere", "Unser täglich Brot" und "Abendland" gezeigt werden. Gedacht wird aber auch der im letzten Jahr verstorbenen Regisseure Florian Flicker und Michael Glawogger. Von Flicker wird das Roadmovie "Suzie Washington" gezeigt, von Glawogger Arbeiten aus den 80er Jahren sowie Fragmente seines letzten unvollendeten Films.

In der Programmschiene "Zu Gast" werden die vier Langfilme und ein Kurzfilm der 34-jährigen Französin Mia Hansen-Løve vorgestellt. Das Österreichische Filmmuseum präsentiert dagegen das Werk des 1994 im Altern von 54 Jahren verstorbenen Alfred Kaiser und eine von der Gesellschaft für Film und Medien Synema zusammengestellte Filmreihe blickt auf die von den Nazis vertriebene Avantgarde der späten 20er und frühen 30er Jahre.

Dazu kommen Diskussionen und Werkstattgespräche sowie eine Nightline mit DJs und Live-Konzerten. Auch mehrere Preisverleihungen fehlen nicht. So werden neben dem Großen Diagonale-Schauspielpreis, mit dem der Schauspieler Tobias Moretti am Eröffnungsabend ausgezeichnet wird, unter anderem auch der Große Diagonale-Preis des Landes Steiermark für den besten Spielfilm sowie für den besten Dokumentarfilm, die Carl Mayer- und die Thomas Pluch-Drehbuchpreise vergeben, insgesamt Preise im Wert von rund 150.000 Euro.