Diagonale Graz – Festival des österreichischen Films

13. März 2018
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Zum 21. Mal findet heuer die Diagonale in Graz statt. Vom 13. bis 18. März wird mit 167 Filmen, davon 47 Uraufführungen, wieder ein repräsentativer Querschnitt durch das aktuelle österreichische Filmschaffen geboten. Rahmenveranstaltungen fehlen ebenso wenig wie ein Schwerpunkt zu den Anfängen des Filmladen Filmverleihs, der heuer sein 40-jähriges Bestehen feiert. Der Ticketverkauf startet am Mittwoch, den 7. März um 10 Uhr.

Eröffnet wird die heurige Diagonale mit der Uraufführung von Christian Froschs mit Spannung erwartetem "Murer – Anatomie eines Prozesses". Frosch zeichnet in diesem Gerichtsdrama den Prozess gegen den Lokalpolitiker Fritz Murer nach, der 1963 schwerer Kriegsverbrechen angeklagt wurde, die er zwischen 1941 und 1943 als Leiter des Ghettos von Vilnius begangen haben soll. Im Rahmen dieser Eröffnung wird auch der große Diagonale-Schauspielpreis an Ingrid Burkhard verliehen.

Ein vielfältiges Programm verspricht der Spielfilm-Wettbewerb, in dem es neben einem Jahresrückblick mit Filmen wie Hanekes "Happy End", Barbara Alberts "Licht" oder Ruth Maders "Life Guidance" auch spannende (Österreich)-Premieren gibt. So kann man hier Katharina Mücksteins "L´animale" und Ludwig Wüsts "Aufbruch", die vor wenigen Wochen im Forum des Internationalen Films der Berlinale ihre Uraufführung feierten, ebenso entdecken, wie Marvin Krens "Grenzland" oder Shirin Neshats und Shoja Azaris schon letzten Herbst in Venedig vorgestellten "Looking for Oum Kulthum". Gespannt sein darf man auch auf "Onkel Wanja" von Anna Martinetz, der vor fünf Jahren mit ihrer Schnitzler-Adaption "Fräulein Else" ein vielbeachtetes Langfilmdebüt gelang.

Bei den Dokumentarfilmen präsentiert Nikolaus Geyrhalter mit "Die bauliche Maßnahme" einen neuen Film, der sich mit der Grenzsicherung am Brenner beschäftigt. Ruth Kaaserer porträtiert dagegen in "Gwendolyn" eine Mittsechzigerin, die dreifache Weltmeisterin im Gewichtheben war und nun trotz Krebserkrankung ihren Titel zurückerobern will.

Mit der Empfehlung eines Berlinale-Preises kann "Waldheims Walzer" aufwarten, in dem Ruth Beckermann die Waldheim-Affäre von 1986 aufarbeitet. Fritz Ofner und Eva Hausberger spüren dagegen in "Weapon of Choice" dem Erfolg des österreichischen Waffenherstellers Glock nach.

Das Kurzfilmprogramm spiegelt die zunehmende Auflösung von Genre- und Gattungsgrenzen indem experimentelle Arbeiten, Musikvideos, Spiel- und Dokumentarfilme nicht getrennt gezeigt, sondern in Beziehung zueinander gestellt werden.

Im historischen Programm "Kein schöner Land – Blicke in die Provinz, Blicke aus der Provinz" werden österreichische Nachkriegsfilme wie "Im weissen Rössl" (1960), in denen eine verklärte Idylle präsentiert wird, kritischen Blicken auf die Provinz, wie sie Fritz Lehners "Schöne Tage" (1981) und Angela Summereders "Zechmeister" (1981) liefern, gegenübergestellt. Wird in den einen Filmen mit einer Bilderbuchlandschaft Tourismuswerbung betrieben, so schildern die anderen die Provinz als langweiliger, rückständiger Lebensraum, der zu eng, zu klein, zu unmodern ist und überwunden werden muss. Im Rahmen dieser Programmschiene werden auch erste Einblicke in die filmische Adaption von Elfriede Jelineks monumentalem Gespensterroman "Die Kinder der Toten" geboten.

Wurden in den letzten Jahren bei der Diagonale unter dem Titel "Zur Person" markante Persönlichkeiten des österreichischen Filmschaffens vorgestellt, so richtet sich heuer unter dem Titel "Zum Kollektiv" der Blick auf die Anfänge des Filmladen Filmverleihs und dessen prägenden Akteure Josef Aichholzer, Ruth Beckermann und Franz Grafl sowie Michael Stejskal, der wenig später zur Gruppe dazu stieß und bis heute dem Filmladen vorsteht. Das Filmprogramm dazu spannt sich von Herbert J. Bibermans "Salt of the Earth" (1954) über Milan Dors "Malambo" (1986) bis zu Kidlat Tahimiks "Der parfümierte Albtraum" (1977).

Mit der Schiene "In Referenz" soll schließlich ein Netz zwischen den verschiedenen Programmen gespannt werden. So wird beispielsweise Yilmaz Güneys "Sürü" ("Die Herde") aus der Reihe "Zum Kollektiv" in Bezug gesetzt zu Hüseyin Tabaks Dokumentarfilm "Die Legende vom hässlichen König". In Referenz zum historischen Special "Kein schöner Land" wiederum stehen die aktuellen Dokumentarfilme "Pratersauna – Der letzte Aufguss" (2017) von Heikel Ben Bouzid und "Jedem Dorf sein Untergrund" (2018) von Jakob Kubizek. Rüdiger Suchslands "Hitlers Hollywood – Das deutsche Kino im Zeitalter der Propaganda 1933-1945" (2017) und Egon Humers "Emigration, N.Y. – Die Geschichte einer Vertreibung" (1994) sollen schließen einen Akzent zum Gedenkjahr 2018 setzen.

Ergänzt wird das Filmprogramm durch Diskussionen unter anderem zum Dokumentarfilmschaffen in Zeiten von "Fake News" und "Alternative Facts", zur Veränderung der Lichtgestaltung im digitalen Zeitalter sowie zur Arbeit am Drehbuch, aber auch durch Screenings von Virtual-Reality-Arbeiten, die zusammen mit Workshops die Möglichkeit bieten, aktuelle Technologien näher kennenzulernen.