Diagonale Graz: Die Leistungsschau des österreichischen Films

8. März 2016
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Vom 8. bis 13. März steht Graz wieder im Zeichen des österreichischen Films. Mit insgesamt 158 Filmen, 42 davon als Uraufführung, wird wieder ein Überblick über das aktuelle Filmschaffen der Alpenrepublik geboten. Die neue Programmreihe "Zur Person" bietet Einblick in das Schaffen der Produzentin Gabriele Kranzelbinder und unter dem provokanten Titel "Österreich: zum Vergessen" umkreist ein filmhistorisches Programm die Zeit der Präsidentschaft Kurt Waldheims.

Zwar sorgte der österreichische Film 2015 auf den großen Festivals nicht für so großes Aufsehen wie in den vorigen Jahren, doch vielfältig präsentierte sich das Filmschaffen auch im vergangenen Jahr.

Nicht nur in dieses werden die neuen Intendanten Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber mit ihrem ersten Programm Einblick bieten, sondern auch neue Produktionen präsentieren. Mehr als eine bloße Filmschau soll die Diagonale dabei sein, Kontexte sollen erzeugt, auf historische Kontexte verwiesen und perspektivisch in die Zukunft geblickt werden.

Eröffnet wird die 19. Ausgabe der Diagonale mit der Weltpremiere von Mirjam Ungers Verfilmung von Christine Nöstlingers autobiographischem Roman "Maikäfer flieg". In Rahmen der Eröffnung wird auch der Große Diagonale Schauspielpreis an Erni Mangold verliehen werden.

Uraufführungen feiern heuer unter anderem auch die neuen Filme von Michael Pfeifenberger ("Desert Kids"), den Riahi Brüdern ("Kinders") und Andreas Gruber ("Hannahs schlafende Kinder"). Gespannt sein darf man aber auch auf die Österreichpremieren von David Hoesls Kapitalismus-Satire "WINWIN" und "Die Geträumten", in dem Ruth Beckermann den Briefwechsel zwischen Ingeborg Bachmann und Paul Celan für die Leinwand adaptierte.

Bei den Kurzspielfilmen sticht Patrick Vollrath mit seinem für den Oscar nominierten "Alles wird gut", sowie aus Vorarlberger Sicht die Österreichpremiere von Philipp Fusseneggers Diplomfilm an der Kölner Kunsthochschule für Medien "Henry" heraus.

In der neu geschaffenen Programmschiene "Zur Person" wird Einblick in das Schaffen der 1968 in Klagenfurt geborenen Produzentin Gabriele Kranzelbinder geboten. Neben der Vorführung so unterschiedlicher Filme wie Thomas Woschitz´ "Universallove", Hubert Saupers "We Come as Friends" oder György Pálfis "Taxidermia" findet auch ein Werkstattgespräch mit Kranzelbinder statt, das von "Profil"-Redakteur Stefan Grissemann moderiert wird.

Neu ist auch die Schiene "In Referenz", die sich quer durch das Festival zieht und in der österreichische Filme in einen Dialog mit internationalen Werken treten sollen. So zeigt Stefan Brameshuber Matt Potterfields "Putty Hill", den er als wesentliche Inspirationsquelle für seinen Film "Und in der Mitte da sind wir" nennt. Zudem findet eine Masterclass mit Potterfield statt.

Weiters findet sich in dieser Schiene die US-Produktion "Surf Nazis Must Die" (1987), in der Peter George der Rolle des Boulevards während der Waldheim-Jahre nachspürte. Den Blick auf Bezüge öffnet auch Wilhelm Hengstlers "Fegefeuer" (1988), der sich wie Elisabeth Scharangs "Jack" mit dem schillernden Mörder und Literaten Jack Unterweger beschäftigt.

Filmarchiv Austria, Österreichisches Filmmuseum und SYNEMA – Gesellschaft für Film blicken schließlich unter dem Titel "Österreich: zum Vergessen" anhand ausgewählter Filme auf die Zeit von Bundespräsident Kurt Waldheim. Nachgespürt wird dabei, inwiefern der österreichische Film die Vergessens- und Verdrängungskultur beförderte oder für diesbezügliche Wider- und Einsprüche sorgte.

Der Bogen spannt sich dabei von Wolfram Paulus´ "Heidenlöcher" (1986) über Michael Hanekes "Der siebente Kontinent" (1989) bis zu Elizabeth Spiras "Alltagsgeschichte – Am Stammtisch. Ein Heimatfilm" (1988) und Johannes Rosenbergers "Heldenplatz, 12. März 1988" (1988–1991).

Dazu kommen zahlreiche Diskussionen und Werkstattgespräche sowie Ausstellungen und Partys. Auch mehrere Preisverleihungen mit einem Gesamtwert von rund 165.000 Euro fehlen nicht, denn neben dem Großen Diagonale-Schauspielpreis werden im Rahmen des Festivals unter anderem auch der Große Diagonale-Preis des Landes Steiermark für den besten Spielfilm sowie für den besten Dokumentarfilm und die Carl Mayer- und die Thomas Pluch-Drehbuchpreise vergeben.