Diagonale Graz: Das Schaufenster des österreichischen Films

26. März 2017
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Das 20. Jubiläum feiert heuer die Diagonale in Graz. Vom 28. März bis 2. April wird in der steirischen Landeshauptstadt mit 191 Filmen wieder ein Einblick in das aktuelle österreichische Filmschaffen geboten. Aber auch ein Blick in die Filmgeschichte und vielfältige Rahmenveranstaltungen fehlen nicht.

Südländisches Flair verbreitet Graz im Frühling, wenn die Sonne schon etwas kräftiger strahlt als im nördlicheren Teil der Alpenrepublik. Dennoch werden die Kinosäle auch heuer gestürmt werden, denn reichhaltig und vielfältig ist das Programm, das Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber, die seit 2016 die Diagonale leiten, zusammengestellt haben.

Eröffnet wird das Festival mit dem dokumentarischen Reiseessay "Untitled", den Monika Willi nach dem Tod von Regisseur Michael Glawogger fertigstellte. Im Rahmen dieser Eröffnung in der Helmut List-Halle wird auch der Große Diagonale Schauspielpreis an Johannes Krisch ("Revanche", "Die Vaterlosen", "Jack") verliehen werden.

106 Filme umfasst der Wettbewerb, der einen Querschnitt liefert, Einblick in den Facettenreichtum und die Vielfalt in Formen und Erzählweisen des österreichischen Films bietet. Neben Produktionen, die schon im Kino liefen oder noch laufen wie Josef Haders Tragikomödie "Wilde Maus", Stefan Ruzowitzkys Thriller "Die Hölle", Tizza Covis und Rainer Frimmels "Mister Universo" oder Cordula Kablitz-Posts Biopic "Lou Andreas-Salomé" bieten hier auch 67 Österreichpremieren die Chance auf interessante Entdeckungen.

Der Bogen spannt sich hier von Monja Arts mit dem Max-Ophüls-Preis ausgezeichneten Coming-of-Age Drama "Siebzehn" bis zu Adrian Goigingers bei der Berlinale ausgezeichnetem Debüt "Die beste aller Welten". Arman T. Riahi ist mit seinem neuen Film "Die Migrantigen" ebenso vertreten wie Lukas Valenta Rinner mit "Die Liebhaberin".

Schon Bekanntes mit noch Unbekanntem wird auch bei den Dokumentarfilmen gemischt, bei denen beispielsweise Stefan Sagmeisters, Ben Nabors und Hillman Curtis´ "The Happy Film" und Nikolaus Geyrhalters "Homo Sapiens" neben den Uraufführungen von Ivette Löckers "Was uns bindet" und Flavio Marchettis "Tiere und andere Menschen" stehen. Aber auch dem österreichischen Kurzfilmschaffen wird in Graz eine Plattform geboten und auch Beispiele für innovatives Kino vom Animations- über den Experimentalfilm bis zum Musikvideo werden vorgestellt.

Einen Blick in die Filmgeschichte wird dagegen in der Schiene "1000 Takte Film" geworfen, die den Einflüssen (österreichischer) Popkultur auf den österreichischen Film und umgekehrt nachspürt. Das Programm "Austro-Pop-Film – Starschnittpositionen zum österreichischen Film" des Filmarchivs Austria zeigt dazu Rock- und Popgrößen in tragenden Filmrollen. Der Bogen spannt sich hier von Wolfgang Ambros in Rainer Boldts "Der Fehlschuss" (1976) über Hansi Lang in Dieter Berners "Ich oder Du" (1982) bis zu Rainhard Fendrich in Franz Novotnys "Coconuts" (1985).

"In Referenz" wiederum will Querverbindungen zwischen den einzelnen Programmschienen, aber auch zwischen einheimischen und internationalen Produktionen herstellen. In diesem Rahmen hält die US-iranische Regisseurin Ana Lily Amirpour in Graz auch eine Masterclass für Filmschaffende und zeigt in einer exklusiven Preview ihren Horrorthriller "The Bad Batch".

Unter dem Titel "Spotlight auf die zweite Reihe" wird das Schaffen Andi Winters vorgestellt, der als Cutter, Color Grader, Kameramann und -assistent, Schauspieler und Regisseur an Produktionen unterschiedlicher Größe und Ausrichtung beteiligt war.

Einen zentralen Platz nimmt bei der Diagonale auch der Austausch zwischen Filmschaffenden, Experten und Publikum ein, der mit Talks und Werkstattgesprächen gepflegt wird. Einblick in die Virtual Reality bietet wiederum ein Labor im Schubertkino, das zum Austesten, Kennenlernen und Diskutieren einlädt, während unter dem Titel "Unvergessen" an den Kameramann Wolf Suschitzky erinnert wird, der 1934 aus Österreich emigrierte und 2016 im 105. Lebensjahr in London verstarb.

Dazu kommt freilich auch die Verleihung mehrerer Preise. So wird heuer neben dem Großen Diagonale-Preis des Landes Steiermark für den besten Spielfilm sowie für den besten Dokumentarfilm und den Carl-Mayer- und Thomas Pluch-Drehbuchpreisen erstmals auch der Franz-Grabner-Preis in der Kategorie Kino- und Fernsehdokumentarfilm vergeben.