Diagonale Graz – Das Festival des österreichischen Films: Eine Vorschau

9. März 2019
19.03.2019 bis  24.03.2019
Bildteil

Vom 19. bis 24. März 2019 bietet die Diagonale heuer zum 22. Mal mit 102 Filmen einen repräsentativen Querschnitt durch das aktuelle österreichische Filmschaffen. Wie gewohnt wird im insgesamt 180 Filme umfassenden Programm mit Specials aber auch die Filmgeschichte gepflegt. Der Ticketverkauf startet am Mittwoch, den 13. März um 10 Uhr.

Eröffnet wird die heurige Diagonale mit "Der Boden unter den Füßen", in dem Marie Kreutzer von einer Unternehmensberaterin erzählt, deren Leben durch den Suizidversuch ihrer Schwester erschüttert wird.

Im Spielfilmwettbewerb werden 21 Filme präsentiert. Starke Werke, die schon in den Kinos liefen, wie Hans Weingartners "303", Werner Fischers "Styx" oder Markus Schleinzers "Angelo" stehen dabei neben Österreichpremieren neuer Filme unter anderem von Sebastian Brameshuber, Peter Schreiner oder Kelly Coppers und Pavol Liškas Adaption von Elfriede Jelineks "Die Kinder der Toten" als mit Laien auf Super-8-Film gedrehter Stummfilm.

Experimentelles dürfte auch Peter Schreiner bieten, der mit "Garten" laut Programmheft einen "nächtlichen poetischen Bewusstseinsstrom in brillantem Schwarz-Weiß" vorlegt. Brameshuber beleuchtet in "Bewegungen eines nahen Bergs" dagegen in einem Spiel aus Fiktion und Dokumentation das Leben eines Mannes, der in einem ehemaligen Industriegelände unweit des Erzbergs ein Exportgeschäft mit Gebrauchtautos und Ersatzteilen zwischen Österreich und Nigeria betreibt.

Gespannt sein darf man auch auf "To the Night", in dem Peter Brunner von einem Mann erzählt, der nach dem Tod seiner Eltern durch einen Brand schwer traumatisiert ist, sowie auf Elena Tikhonovas Culture-Clash-Gangsterkomödie "Kaviar", in deren Zentrum ein russischer Oligarch steht, der auf die Wiener Schwedenbrücke ein Haus setzen möchte.

Mit "Das dunkle Paradies" von Catalina Molina feiert in diesem Rahmen auch – außer Konkurrenz – ein neuer ORF-Landkrimi, der in Zell am See spielt, Premiere. Aber auch alle sechs Folgen von David Schalkos Neuinterpretation von Fritz Langs Klassiker "M - Eine Stadt sucht einen Mörder" wird gezeigt.

Während den Spielwettbewerb schon bekannte Filme dominieren, wartet der Dokumentarfilmwettbewerb mit mehreren Uraufführungen auf. Im Gegensatz zu Florian Weigensamers und Christian Krönes bildmächtiger Erkundung der Müllhalden für Elektroschrott in Ghana in "Welcome to Sodom" und Werner Bootes "The Green Lie", die schon in den Kinos liefen, werden "The Remains – Nach der Odyssee", in dem Nathalie Borgers parallel Hinterbliebene einer syrischen Familie, deren Angehörige auf der Flucht umkamen, und Helfer auf Lesbos begleitet, und "In der Kaserne", in dem Katharina Coporny ihre Großmutter über ihre Arbeit in der Kantine einer steirischen Kaserne erzählen lässt, bei der Diagonale erstmals öffentlich gezeigt.

Neben weiteren Uraufführungen darf man hier auch gespannt sein auf die Österreichpremieren von "Erde", in dem Nikolaus Geyrhalter die Zerstörung der Natur durch Erdbewegungen dokumentiert, und "Die Tage wie das Jahr", in dem Othmar Schmiderer ein niederösterreichisches Bauernpaar unaufgeregt und in meditativem Rhythmus durch ein Arbeitsjahr begleitet.

Neben weiteren Wettbewerben im Bereich Kurzfilm und im Bereich Innovatives Kino, werden auch mehrere "Historische Specials" spannende Einblicke bieten. Unter dem Titel "Über-Bilder: Projizierte Weiblichkeit(en)" spürt ein Programmblock der Rolle von Frauen im Film nach. Der Bogen der von verschiedenen Künstlern, Filmjournalisten und Filmemachern ausgewählten Filme spannt sich dabei vom Stummfilm "Die Ahnfrau" (1919) über Willi Forsts "Maskerade" (1934) und Ulrich Seidls "Models" (1998) bis zu Stefan Ruzowitzkys "In drei Tagen bist du tot" (2006).

Ein Schwerpunkt ist auch dem Schauspieler Hanno Pöschl gewidmet, in dessen Schaffen mit Filmen wie beispielsweise "Der Stille Ozean" (Xaver Schwarzenberger, 1983), "Geschichten aus dem Wiener Wald" (Maximilian Schell, 1979), "Querelle" (Rainer Werner Fassbinder, 1982) und "Revanche" (Götz Spielmann, 2008) Einblick geboten wird. Weiters widmet sich eine Programmschiene unter dem Titel "Theater-, Kino- Holzarbeit" dem Schaffen Ludwig Wüsts dessen Inszenierung von Strindbergs "Fräulein Julie" während der Diagonale am Schauspielhaus Graz seine Premiere feiern wird.

Abgerundet wird das vielfältige Programm des Festivals durch ein Rahmenprogramm unter anderem mit Gesprächen mit Filmemachern, ein Schwerpunkt zur Virtual und Augmented Reality sowie Diskussionen zu aktuellen kultur- und gesellschaftspolitischen Fragen. (Walter Gasperi)