Diagonale 08 mit Othmar Schmiderers «back to africa» eröffnet

2. April 2008
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Mit einer Rede der scheidenden Intendantin Birgit Flos, der erstmaligen Verleihung von Preisen an Schauspieler und schließlich als Höhepunkt des Abends der Uraufführung von Othmar Schmiderers Dokumentarfilm "back to africa" wurde die Diagonale 08 in der voll besetzten Grazer Helmut-List-Halle eröffnet.

Wie nicht anders zu erwarten gings bei der Eröffnungsrede von Birgit Flos ums Geld, aber immerhin charmant verpackt in die Botschaft, dass man ja nicht Geld um des Geldes willen braucht, sondern um die Leinwand zum Leuchten zu bringen. Treffenden Anschauungsunterricht dafür, was dem Kino ohne Geld droht, bot der als Überraschungsfilm eingeschobene "Das Wirtshaus - Der Film". In diesem als Trailer für einen Spielfilm angelegten Kurzfilm gibts nämlich mangels Geld nur Schwarzfilm zu sehen. Die Geschichte, wird einzig von einem Erzähler referiert. - Gagen für Kameramann und Schauspieler konnten so eingespart werden.

Gerade um den Wert von Schauspielern herauszustreichen, wurde ein neuer Preis geschaffen, der am Eröffnungsabend vergeben wurde. Hochverdient der Spezialpreis für Ursula Strauß ("Revanche"), eher ein Geschenk an einen Publikumsliebling dagegen der Hauptpreis für Karl Markovics.

Othmar Schmiderers "back to africa" bot dann den Kompromiss, der oft Eröffnungsfilme, die nur ja niemanden von den zahlreichen Ehrengästen vor den Kopf stoßen sollen, kennzeichnet. Schmiderer begleitet fünf Künstler, die in André Hellers Show "Africa Africa" mitwirken, bei ihrer Rückkehr in ihre afrikanische Heimat.

Handwerklich ist das durchaus sauber gemacht, doch leider werden viele Themen nur angeschnitten, aber nichts vertieft. Angetippt wird so die Zerrissenheit zwischen den Kontinenten und die Verwurzelung in der Heimat, aber spürbar wird davon nur wenig. Auch werden keine plastischen Porträts gezeichnet. Vielmehr plätschert der Film mehr oder wenig beliebig dahin, da Schmiderer sich so sehr zurückhält, dass seine eigene Motivation für diesen Film und seine Position völlig unklar bleiben. Den Raum ganz den Protagonisten zu überlassen und auf Off-Kommentar zu verzichten, ist eine Sache, wenn die Zurückhaltung und Unaufgeregtheit der Erzählweise zu Indifferenz tendiert, wird es problematisch, da sich der Zuschauer von dieser Gleichgültigkeit verständlicherweise anstecken lässt.

Auch über Afrika - die soziale und politische Situation - erfährt man im Grunde sehr wenig und am mitreißendsten sind noch die Ausschnitte aus dem Showprogramm beziehungsweise von Proben dafür. Weil mit diesen Tanz-, Trommel- und Körperakrobatikszenen aber auch wiederum Afrika-Klischees gepflegt werden, ist man andererseits auch wieder froh, dass diese Szenen wohltuend sparsam eingesetzt werden.