Der große Zug nach Santa Fé - Cattle Drive

17. August 2017 Walter Gasperi
Bildteil

Ein Viehtrek wird für einen verwöhnten und arroganten 14-jährigen Jungen zu seiner Lehrzeit. Bei Koch Media ist Kurt Neumanns ungewöhnlicher Western, der ganz ohne Schießereien und Schlägereien auskommt, aber durch psychologische Genauigkeit und prächtige Farbfotografie besticht, als 48. Titel in der Edition Western-Legenden auf DVD und Blu-ray erschienen.

Ein Dampfzug rast durch die Prärie. Von der Frontalansicht nähert sich die Kamera einem Waggon mit der Aufschrift Privat Car. Im Innern kommandiert der 14-jährige Chester (Dean Stockwell) zwei Bedienstete herum. – Kurt Neumann fackelt in seinem 1951 gedrehten Western nicht lange, kommt gleich zur Sache und charakterisiert mit knappen Strichen den Jungen als verwöhntes und arrogantes Söhnchen des Direktors der Eisenbahn, erklärt dessen Auftreten aber auch aus der Abwesenheit der Mutter – der Grund dafür bleibt im Dunkeln - und der Vernachlässigung durch den Vater, der sich allein seiner Arbeit widmet.

So knapp und geradlinig wie der Auftakt ist der ganze Filme. Als Chester bei einer Wasserstation aussteigt und den Zug verpasst, wird er vom Cowboy Dan (Joel McCrea), der gerade versucht ein Wildpferd einzufangen, mitten in der Prärie aufgelesen. Der Teenager fordert Dan zwar auf, ihn gegen Bezahlung zu seinem Vater zurückzubringen, doch dieser hat dafür keine Zeit ist er doch mit anderen Cowboys und einer großen Rinderherde unterwegs nach Santa Fé.

Nolens volens muss so der verwöhnte Bengel mit dem Treck mitziehen, legt aber langsam nicht nur den Widerwillen ab, sondern lernt sogar das raue und einfache Leben der Cowboys, aber auch den Wert von Freundschaft, Anstand und Ehrlichkeit schätzen.

Die Geschichte ist einfach und bewusst jugendgemäß gehalten. Neumann verzichtet auf die Entwicklung großer dramatischer Konflikte und fokussiert ganz auf der langsamen Wandlung des Jungen, die nicht ganz passend mit der Domestizierung eines wilden Pferdes verglichen wird. Der äußere Weg, auf dem sich für Kameramann Maury Gertsman zahlreiche Gelegenheiten für prächtige Totalen der riesigen Herde in der weiten Landschaft ergeben, korrespondiert so mit einer inneren Reifung.

Klassische Westernszenen wie die Durchquerung eines Canyons während eines Sandsturms oder eine Stampede der Herde fehlen nicht, sind aber nie Selbstzweck, sondern dienen immer als Hintergrund für die Entwicklungsgeschichte. Die Wucht der großen Western eines Howard Hawks oder Raoul Walsh mag "Cattle Drive" dabei zwar nie entwickeln, aber ein kleiner und runder Genrefilm, der so knapp wie offen mit einem Ritt eines Trios in die offene Landschaft endet, ist Neumann doch gelungen.

An Sprachversionen bietet der als 48. Titel im Rahmen der Edition Western Legenden bei Koch Media in einem Mediabook auf DVD und Blu-ray erschienene Film die englische Original- und die deutsche Synchronfassung. Die Extras beschränken sich auf eine Bildergalerie und ein Booklet.