Der Blaue Reiter in Baden-Baden

Das Museum Frieder Burda präsentiert in seiner großen Sommerausstellung rund 100 herausragende Werke aus der berühmten Sammlung des Lenbachhauses in München. Vom 27. Juni bis zum 11. Oktober 2009 sind unter anderem Bilder wie Franz Marcs "Blaues Pferd I" von 1911, Alexej von Jawlenskys "Meditation" von 1918, Gabriele Münters "Jawlensky und Werefkin" von 1909 oder August Mackes "Promenade" von 1913 zu sehen.

Möglich geworden ist diese Ausstellung durch einen langjährigen engen Kontakt zwischen dem Baden-Badener Kunstsammler Frieder Burda und der Städtischen Galerie im Lenbachhaus in München. Frieder Burda hatte über viele Jahre eine Reihe seiner wichtigsten Gemälde – unter anderem von Gerhard Richter – an das Lenbachhaus ausgeliehen. Da das Lenbachhaus nun drei Jahre wegen Umbaus geschlossen wird, schickt Lenbachhaus-Direktor Helmut Friedel die weltberühmten Bilder nach Baden-Baden. Es ist die einzige Station in Deutschland während der Umbauphase.

In der Ausstellung sind viele Porträts zu sehen, welche die Künstler voneinander malten. Sie zeigen die Künstler in verschiedenen Lebenssituationen und vermitteln einen Eindruck der persönlichen Beziehungen untereinander. So können Besucher die Künstler nicht nur als Maler sondern auch als Privatmenschen kennen lernen. Verstärkt wird dieser Eindruck durch 60 Fotografien von Gabriele Münter, die in die Ausstellung integriert werden. Bilder von Reisen etwa nach Tunesien oder Italien, Bilder von Murnau und aus dem Privatleben von Mitgliedern des "Blauen Reiter". Sie zeigen ebenfalls die Beziehungen und Freundschaften der Künstler untereinander, sind aber auch selbst von künstlerischem Wert. Von keiner anderen Künstlervereinigung existiert eine solch detaillierte fotografische Dokumentation.

Auch in Gabriele Münters Zusammenleben mit dem berühmten Maler Wassily Kandinsky von 1902 bis 1914 spielte die Fotografie eine erhebliche Rolle. Zu ihrem 80. Geburtstag schenkte Gabriele Münter dem Lenbachhaus in München ihre eigenen Werke, sowie die Kandinskys und anderer Künstler des Blauen Reiter. So besitzt das Lenbachhaus die weltweit umfangreichste und qualitätvollste Sammlung der Kunst des Blauen Reiter.

Der Blaue Reiter ist 1911 mit einer spektakulären Ausstellung in der Münchner Galerie Thannhauser aus der Neuen Künstlervereinigung München hervorgegangen. Der Blaue Reiter war neben der Dresdner Brücke die bedeutendste Künstlermanifestation des 20. Jahrhunderts in Deutschland. Zu den wichtigsten Vertretern dieser Gruppierung zählen neben Wassily Kandinsky und Franz Marc, August Macke, Gabriele Münter, sowie Alexej von Jawlensky und Paul Klee. Das künstlerische Gerüst dieser Vereinigung wurde im Jahr 1911 in dem von Kandisky und Marc herausgegebenen Almanach "Der Blaue Reiter" beschrieben: "Ohne eine stilistische Festlegung werden die unterschiedlichen Formen der Kreativität aufgenommen, von den jüngsten Werken der internationalen Avantgarde bis zu Beispielen der Kunst der Ethnien, der Volkskunst, den Zeichnungen der Kinder, den Werken von Amateuren usw. Auch die neue Musik spielt dabei eine zentrale Rolle."

Kandinsky umreißt das Spektrum künstlerischer Ausdrucksmöglichkeiten von der "großen Realistik" bis zur "großen Abstraktion". Dementsprechend finden sich in den Werken des Blauen Reiter recht unterschiedliche formale Ausdrucksmöglichkeiten. Kandinsky selbst hat in seiner Münchner Zeit bis 1914 den Weg in die Abstraktion beschritten. In keiner Sammlung lässt sich dieser Weg von den Studien der Natur bis hin zum gegenständlichen Bereich besser nachvollziehen als in der des Lenbachhauses. Als Gegenpol wirkt dazu Franz Marc, dessen Bilder eine Versöhnung mit der Natur in der Kreatur suchen. Helmut Friedel: "Marcs Tierbilder emanzipieren sich um 1910 zu Farbereignissen, die den Gegenstand der Darstellung übersteigen. Jeder der anderen Künstler Gabriele Münter, August Macke, Alexej von Jawlensky und Paul Klee findet seinen eigenen Ausdruck in der Malerei. Insgesamt überwiegen bei diesen Künstlern Darstellungen von Landschaften in ihrer expressionistischen Ausdrucksweise."


Katalog: "Der Blaue Reiter - Marc, Macke, Kandinsky, Münter, Jawlensky". Hrsg. Stiftung Frieder Burda, Helmut Friedel, Annegret Hoberg, Texte von Frieder Burda, Helmut Friedel, Annegret Hoberg, Matthias Mühling. Deutsch, 232 S., 195 Abb., davon 88 farbig, 55 in Duplex,20 x 28 cm, gebunden mit Schutzumschlag. EUR 29,80 [D], CHF 49,–

Der Blaue Reiter
27. Juni bis 8. November 2009