Der Baum, der froh und glücklich war

5. Oktober 2019 Bernhard Sandbichler
ab/am 05.10.2019
Bildteil

... ist eine wunderbare Geschichte von Shel Silverstein, die Judith „Wir sind Helden” Holofernes 20 Jahre nach dem Tod des Autors neu übersetzt hat: ein kleines Wunder!

1. Die Story: Dies ist die Geschichte einer Beziehung, von einem, der unbedacht nahm, und vom andern, der bedenkenlos gab. Was wir daraus lernen? Dass am Ende der glücklich ist, der andere glücklich macht.

2. Der Held: Dieser andere ist im Buch ein Baum. Die alten Druiden verehrten das Wesen Baum, die alten Römer begeisterten es, und für Shel Silverstein ist es weiblich: Die Freundin eines kleinen Jungen, groß und schön.

3. Der Sound: „Und sie war froh und glücklich”, steht auf der einen Seite, aber auf der andern: „Doch die Zeit verging” - der Konflikt, auf knappstem erzählerischem Raum. Dieses lakonische Erzählen beherrscht Silverstein meisterlich!

4. Coole Bilder: Dabei helfen seine schlichten Strich-Illustrationen, einfach, und doch kunstvoll verzweigt. Auch darin ist Silverstein ein Meister!

5. Coole Wörter: „froh” ist doch ein Wort, das fröhlich macht - und Gott (?) sei Dank nicht nur zu Weihnachten.

6. Zum Nachdenken: Das Weggeben bis aufs letzte Hemd, das in diesem Fall der ganze Baumstamm ist, erinnert an Sterntaler. Und auch hier wird der scheinbar bloße Baumstumpf am Ende reich beschenkt.

7. Der Autor: Shel Silversteins Buch-Kleinod ist auch auf Youtube zu sehen. Überhaupt: Was dieser Kreative so alles auf die Beine gestellt hat! Unglaublich. Und schön, dass er mit Judith Holofernes auf eine reizvolle Übersetzerin gestoßen ist, mindestens so, wie vormals Harry Rowohlt. Sicher hat er sich im Grab umgedreht und ist zufrieden.

8. Das Buch: Shel Silverstein: Der Baum, der froh und glücklich war. Aus dem Amerikanischen von Judith Holofernes. Zürich: Atrium Verlag 2019, 64 Seiten, EUR 12,40