Der sogenannte »Affenprozess« fand 1925 in Dayton/Tennessee statt. Es ging darum, ob an öffentlichen Schulen die Evolutionstheorie gelehrt werden dürfe. Der Biologielehrer John T. Scopes war angeklagt, gegen das »Butler Law« , das die Verbreitung von »Irrlehren« unter Strafe stellte, verstossen zu haben.
Von der Verteidigung als Zeugen vorgeschlagene Wissenschaftler wurden vom Gericht nicht zugelassen, weil sie ja wohl dieselbe »Irrlehre« verbreiten würden. Der Anwalt Clarance Darrow holte deshalb einen der Anstifter des Prozesses, den Ex-Staatssekretär, dreimaligen Präsidentschaftskandidaten und Evangelisten der reformierten Kirche William J. Bryan in den Zeugenstand und zerlegte ihn.
Darrow: Sie glauben, dass der Bibelbericht über die Sintflut wörtlich zu nehmen ist? - Bryan: Ja. - D: Vor wie langer Zeit geschah das denn? - B: Ich möchte mich nicht festlegen. - D: Was sagt Ihrer Meinung nach die Bibel, wann die Sintflut stattfand? - B: Ich hab’s nicht ausgerechnet. - D: Was denken Sie? - B: Ich denke nicht über Dinge nach, mit denen ich mich nicht befasse. - D: Denken Sie nie über Dinge nach, mit denen Sie sich nicht befassen? - B: Doch, manchmal schon. - D: Nun, wann fand die Sintflut statt? - B (schaut in Unterlagen nach): 2348 vor Christus. - D: Glauben Sie, dass alles Leben außerhalb der Arche in der Sintflut vernichtet wurde? - B: Ich denke, die Fische haben überlebt.
Der Kardinal Christoph Schönborn schrieb Anfang Juli in der »New York Times« in einem Gastkommentar, jedes Denksystem, das »die überwältigende Evidenz für einen Plan in der Biologie (design in biology)« leugne, sei »Ideologie, nicht Wissenschaft«. Diese Mischung aus Unbedarftheit und Unwissen überrascht bei einem Kleriker gewiss nicht. Von einem Kardinal kann man nicht erwarten, dass er die Schöpfung für misslungen (Gnosis) und den Menschen für ein krankes Tier (Nietzsche) hält; aber wenn er schon nichts von Naturwissenschaft versteht, so sollte er doch wenigstens in den bigotten USA schweigen.