Demonstration. Tradition. Repräsentation

Anlässlich des 120-Jahr-Jubiläums der internationalen Feier zum Ersten Mai zeigt das Österreichisches Museum für Volkskunde die Sonderausstellung "Der 1. Mai - Demonstration. Tradition. Repräsentation." Von 30. April bis 12. September 2010 ermöglicht sie über Wien und Österreich hinausgehend Einblicke in historische Verläufe und Brüche der Feiertradition dieses politischen Fest- und Kampftages. Eine spannende Vortrags- und Filmreihe sowie Sonderführungen und Workshops begleiten die Ausstellung.

Anhand der materiellen Kultur dieses Feiertages und seiner visuellen Präsenz in der Öffentlichkeit vermittelt die Ausstellung die sozialen, alltags- und massenkulturellen Aspekte der Maifeiern. Dabei begibt sie sich auf eine epochenübergreifende Spurensuche entlang historischer Meilensteine vom Beginn der Inszenierung des Ersten Mai im Jahr 1890 über seine Institutionalisierung bis in die Gegenwart.

Die Idee eines internationalen Aktionstages für die ArbeiterInnen entstand auf dem Gründungskongress der 2. Sozialistischen Internationalen 1889 in Paris, anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Französischen Revolution. Die Vertreter der französischen Arbeiterbewegung schlugen den 1. Mai als zukünftigen internationalen Kampftag für den Achtstundentag vor, in Erinnerung an den moving day des amerikanischen Arbeitskampfes, an dem es 1886 zu blutigen Vorfällen in Chicago und darauf folgend zu einem Schauprozess und weiteren Repressionen kam. Die Mobilisierung für den 1. Mai 1890 als Kampf- und Festtag des Proletariats funktionierte in vielen europäischen Ländern und sorgte in vielen Staaten für neuen Aufschwung in der ArbeiterInnenbewegung. In Wien und in den meisten Industriestädten Österreichs wurde der Ersten Mai 1890 für die OrganisatorInnen ein überwältigender Erfolg.

Vor diesem Hintergrund nimmt die Ausstellung Wandlungen und Kontinuitäten der Symbolebenen des Ersten Mai in signifikanten Etappen ins Visier: Von der Formierung der Arbeiterklasse vor über 100 Jahren, der Eroberung und Reformulierung des öffentlichen Raumes im "Roten Wien" spannt sich der Bogen über die Umdeutungen zum Festtag der austrofaschistischen Verfassung mit Ständehuldigung weiter zum nationalsozialistischen "Feiertag des Deutschen Volkes" bis zu Rekonstruktionsszenarien der Nachkriegszeit, Wirtschaftswunder und Kaltem Krieg. Schließlich reicht die multimediale Analyse bis zur politischen Bedeutung des Ersten Mai und dessen Mobilisierungsfaktoren in der Gegenwart. Dies beinhaltet auch neue alternative Formen, wie den Euromayday und dessen Thematisierung prekärer Lebens- und Arbeitsverhältnisse.

Die Sonderausstellung anlässlich "120 Jahre 1. Mai" ist ein Gemeinschaftsprojekt vom Verband Österreichischer Gewerkschaftlicher Bildung (VÖGB) – von dem die Idee zu diesem Projekt stammt –, dem Verein für Geschichte der Arbeiterbewegung (VGA) und dem Österreichischen Museum für Volkskunde. Neben einem spannenden und vielschichtigen Rahmenprogramm (u.a. Vortrags- und Filmreine, Workshops zur Prekarisierung) erscheint auch ein Buch anlässlich dieses Jubiläums, herausgegeben von Wolfgang Maderthaner und Michaela Maier.

Der 1. Mai - Demonstration. Tradition. Repräsentation
30. April bis 12. September 2010