Daumier ist ungeheuer!

30. Mai 2013
02.03.2013 bis  02.06.2013
Bildteil

Die Stiftung Brandenburger Tor widmet sich vom 2. März bis zum 2. Juni 2013 in einer umfangreichen Ausstellung dem Lebenswerk des französischen Künstlers Honoré Daumier(1808–1879). Im Fokus der Schau im Max Liebermann Haus steht dabei der Maler und Zeichner Daumier: Erstmalig werden in einer deutschen Ausstellung seine Ölgemälde, Handzeichnungen und Skulpturen gemeinsam seiner allgemein bekannten Karikaturkunst gegenüber gestellt. Über hundert selten gezeigter Ölbilder und Zeichnungen sowie Bronzen des vielseitigen Künstlers treten mit dem grafischen Werk in einen anschaulichen Dialog.

Für Max Liebermann war Daumier "der größte Künstler des 19. Jahrhunderts, (...) das große Genie!". In seinem Palais am Brandenburger Tor beherbergte er zu Lebzeiten eine Sammlung von 3.000 Daumier-Lithographien, 22 Handzeichnungen und einem wichtigen Ölbild. Liebermanns Bewunderung für Daumiers OEuvre ist der Anknüpfungspunkt für die Ausstellung. Die Einheit des Werkes eines Künstlers, der neben Delacroix und Courbet als "einer der der wichtigsten Männer (...) der modernen Kunst" (Baudelaire) galt, wird dem Publikum erlebbar gemacht. Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf dem inneren Zusammenhang und den Spannungen innerhalb des Gesamtwerks sowie den Verflechtungen der öffentlichen und "privaten" Kunst Daumiers.

Das künstlerische Werk Daumiers bewegt sich in der Polarität zwischen Romantik und Realismus. In seinen Gemälden, Zeichnungen und Grafiken spiegeln sich Spott und Trauer, Realität und Vision, Komik und Tragik und nicht zuletzt eine wache republikanische Gesinnung. Die Brüche und Verzerrungen der gesellschaftlichen Moral seines Jahrhunderts hat er aufmerksam und kritisch beobachtet. Doch zu Lebzeiten war sein Werk jenseits der Karikaturen nur Wenigen bekannt. Erst 1878, kurz vor seinem Tod wurde es in einer denkwürdigen Ausstellung in Paris unter der Schirmherrschaft des Nationaldichters Victor Hugo erstmals vorgestellt. Die internationale Anerkennung als Maler und Zeichner ließ noch bis 1900 auf sich warten. Deutschland und insbesondere Berlin spielten dabei eine Schlüsselrolle. Hier schließt sich der Kreis zu Max Liebermann.

In Berlin waren große Daumier-Sammler, -Bewunderer und -Forscher ansässig: der Liebermann-Freund Otto Gerstenberg, Eduard Fuchs, der das erste Verzeichnis der Gemälde und Zeichnungen bearbeitet hat, sowie Erich Klossowski, der 1908 die erste deutsche Monographie zum Maler Daumier verfasste. Im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts entstanden so mehrere denkwürdige private Daumier-Sammlungen, nicht zuletzt die Liebermanns. Von ihnen, die mittlerweile weit verstreut oder dezimiert sind, geht die Ausstellung der Stiftung Brandenburger Tor aus.

Die Leihgaben, die fast alle seit über 80 Jahren nicht mehr in Berlin vereinigt wurden, sind von zahlreichen europäischen und amerikanischen Museen und Privatsammlern zur Verfügung gestellt worden. Überraschend klein und von konzentrierter Kraft sind fast alle Ölbilder, denen vielfach Motive aus dem Alltag der Pariser Armenviertel, aber auch Themen wie "Don Quichotte", "Flüchtlinge" o.ä. zugrunde liegen. Eines der wenigen großformatigen Arbeiten ist der "Ecce Homo" aus dem Folkwang Museum Essen, der das christliche Motiv in Daumiers Gegenwart holt. Es ist eines der berühmtesten und eindrucksvollsten Werke Daumiers und wird normalerweise nicht verliehen.

Daumiers Zeichnungen verewigen den Prozess der Formfindung, die plastischen Arbeiten sind physiognomische Meisterleistungen. In der Auswahl aus den 4000 für illustrierte Zeitungen entstandenen Lithographien treten die bekannten humorigen Sittenschilderungen in den Hintergrund zugunsten der von politischen Botschaften, von Monumentalität, Tragik oder Groteske geprägten Blätter.

"Daumier ist ungeheuer!" (Max Liebermann)
Gemälde, Handzeichnungen, Graphik und Bronzen von Honoré Daumier
2. März bis 2. Juni 2013

Max Liebermann Haus
Pariser Platz 7
D-10117 Berlin‐Mitte

Öffnungszeiten:
Mo, Mi, Do, Fr 10 – 18 Uhr
Sa und So 11 – 18 Uhr