Das Sommerfestival des deutschen Films

4. Juni 2008
Bildteil

Zum vierten Mal findet vom 5. bis 15. Juni auf der Parkinsel in Ludwigshafen das "Festival des deutschen Films" statt. Neben zehn aktuellen deutschen Autorenfilmen, die um den mit 50.000 Euro dotierten Filmkunstpreis wetteifern, werden in der Sektion "Lichtblicke" 13 weitere Produktionen vorgestellt.

Eine Ergänzung zum längst etablierten herbstlichen Treffen des deutschen Films im bayrischen Hof und zum alljährlich im Jänner stattfindenden Max-Ophüls-Festival in Saarbrücken, das sich ganz dem Nachwuchsfilm widmet, soll die Veranstaltung in Ludwigshafen sein. Nicht in Kinosälen, sondern in zwei Kinozelten auf der Parkinsel am Rheinstrand werden hier die Filme gezeigt. Und zur Durchführung von Empfängen und Sonderveranstaltungen, vor allem aber der "Strandgespräche" mit den anwesenden Filmemachern im Anschluss an die Vorführungen werden noch drei weitere Zelte aufgebaut. – Urlaubsstimmung kommt hier wohl auf, die Konzentration der Zuschauer bei den Vorführungen sollte darunter aber nicht leiden.

Geboten wird eine bunte Mischung aus bekannten Namen und Newcomern. Volker Schlöndorff ist mit seinem kasachischen Drama "Ulzhan – Das vergessene Licht" ebenso vertreten wie Dominik Graf mit seinem Anfang des 19. Jahrhunderts spielenden "Das Gelübde", in dem von der Begegnung einer Nonne, die Visionen hatte und mit den Wundmalen Christi versehen war, mit dem von Glaubenszweifeln geplagten Lebemann Clemens von Brentano erzählt wird. Auch Buket Alakus bringt mit der Musiker-Halbwelt-Geschichte "Finnischer Tango" einen neuen Film nach Ludwigshafen.

Eröffnet wird aber mit der Komödie "Nur ein Sommer", in dem Tamara Staudt am Beginn temporeich und wunderbar ironisch sowie mit genauem Blick für unterschiedliche Lebenswelten von einer Ostdeutschen erzählt, die in den Schweizer Alpen für einen Sommer einen Job als Melkerin annimmt. Ist Eva aber mal in der Bergbauernwelt angekommen, weiß Staudt bald nicht mehr so genau, in welche Richtung sie die Geschichte entwickeln soll. – Und dem Film geht förmlich die Luft aus. Mit Sylke Endres ("Kroko"), die ihr ostdeutsches Sozialdrama "Mondkalb" an den Rhein bringt, und Nicolette Krebitz, die den mit Devid Striesow und Nina Hoss prominent besetzten "Das Herz ist ein dunkler Wald" zeigt, sind neben Alakus und Staudt zwei weitere Filmemacherinnen im Wettbewerb um den mit 50.000 Euro dotierten Filmkunstpreis vertreten.

Läuft Martin Walz´ Liebeskomödie "Märzmelodie" schon in den deutschen Kinos, so feiert "Die Legende von Shiva und Parvati" von Krishna Saraswati beim Ludwigshafener Festival seine Premiere. Saraswati, der als Sohn einer jungen Frau aus Schwäbisch-Gmünd, die als Hippie nach Indien reiste, und eines Yogi im indischen Himalaya geboren wurde, macht sich in diesem Film auf, um seinen Geburtsort und seine Ursprünge zu erkunden.

In der Programmschiene "Lichtblicke" bieten nicht nur Michael Althen und Hans Helmut Prinzler mit "Auge in Auge – Eine deutsche Filmgeschichte" einen Einblick in die deutsche Filmgeschichte, sondern auch Dominik Wessely, der in "Gegenschuss – Aufbruch der Filmemacher" Aufstieg und Fall des legendären "Filmverlag der Autoren" nachzeichnet. Weitere Dokumentarfilme beschäftigen sich mit der Geschichte des Hits "La Paloma" ("La Paloma. Sehnsucht. Weltweit" von Sigrid Faltin), der Karriere der DDR-Schauspielerin Jenny Gröllmann ("Ich will da sein – Jenny Gröllmann" von Petra Weisenburger) sowie mit den 68ern, die in André Schäfers "Lenin kam nur bis Lüdenscheid" ebenso ironisch wie liebevoll aus der Perspektive eines Kindes geschildert werden.

Gespannt sein darf man aber auch auf die Spielfilme wie Lola Randls bei der Berlinale sehr positiv aufgenommenes Debüt "Die Besucherin", André Erkaus im Jänner mit dem Max-Ophüls-Preis ausgezeichneter "Selbstgespräche" oder Oliver Mielkes "Ossi´s Eleven", in dem im Stil britischer Sozialkomödien vom Alltag im tristen Osten Deutschlands erzählt wird.