Das ist Österreich!

Die Ausstellung "Das ist Österreich!" widmet sich der Kunst der Jahre zwischen den Weltkriegen von 1914 bis 1938. Die Kunst dieser beiden Jahrzehnte wird nicht als rückständig und an den Traditionen verhaftet gezeigt, sondern in ihrer Vielfalt und Widersprüchlichkeit. Die visuellen Künste der Malerei, Fotografie und des Films werden durch Architektur- und Theatermodelle ergänzt, so dass eine umfassende Sicht auf die künstlerischen Tendenzen der Zwischenkriegszeit ermöglicht wird.

Die Ausstellung zeigt markante Positionen des Kunstschaffens von den Kriegsfotografien und Bildern des Ersten Weltkrieges über die Kunst der 1920er und 1930er Jahre bis hin zu Arbeiten von Künstlerinnen und Künstlern im Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Statt einer herkömmlichen Gliederung in stilistische Gruppierungen stehen sich in dieser Ausstellung inhaltliche Schwerpunkte gegenüber. Utopisches steht neben dem Traditionellen, Religiöses und Politisches präsentiert sich neben avantgardistischen und kinetistischen Ideen und Konzepten.

"Das ist Österreich!" - der Titel ist einem Fotowettbewerb der 1930er Jahre entnommen, der einem einheitlichen ständestaatlichen Österreichbild zum Durchbruch verhelfen sollte. 80 Jahre später wird dieser verwendet, um jene Kunst zu zeigen, die damals der Öffentlichkeit vorenthalten wurde. Weshalb bis heute eine konservative Sichtweise die Aufarbeitung und Präsentation der Kunst der Zwischenkriegszeit dominiert und keine Korrektur erfolgt, auch dieser Frage wird nachgegangen. Ein roter Faden durchzieht das Konzept dieser Ausstellung – dem Raum zu geben, das ausgeklammert ist, das zusammenzuführen, was getrennt ist, das sichtbar zu machen, das ausgelöscht ist und auch jene Abgründe in der Kunst zu zeigen, in denen sich die Gräuel ankündigen.

Die künstlerische Situation in Österreich nach 1918 ist eine sehr vielschichtige, angesiedelt zwischen Tradition und Avantgarde. Es sind Jahre der Widersprüche und gesellschaftlichen Spannungen, sie erscheinen uns heute wie ein Paradoxon der Gegensätze. Aber auch viele Zeichen kultureller und künstlerischer Erneuerungen in den 1920er Jahren sind augenscheinlich, Anzeichen einer neuen Zeit, in denen auch in Österreich Utopia Wirklichkeit wurde, wie es Friedrich Kiesler formulierte. Schütte-Lihotzky mit ihrer Frankfurter Küche, Raum- und Theaterkonzepte von Friedrich Kiesler, Hans Fritz oder Andor Weininger sind ebenso zu sehen wie die Kunst des Wiener Kinetismus als lange verkannte Position der Moderne, zentrale konstruktivistische Arbeiten und neue kunstpädagogische und architektonische Ideen, um nur einiges zu nennen. Dazu die Werke von Oskar Kokoschka, Max Oppenheimer, Herbert Bayer, Raoul Hausmann, Edmund Kalb, Herbert Ploberger oder Rudolf Wacker: Sie belegen eine spannende, lebendige Position im Reigen der europäischen Nachbarländer.

Des Weiteren die beeindruckende Auseinandersetzung mit Krieg und Gewalt bei Maximilian Florian, Erika Giovanna Klien, Herbst Reyl Hanisch, Otto Rudolf Schatz oder Friedl Dicker. Zentrale Bilder und Konzepte dieser Jahre werden nun im Vorarlberg Museum gezeigt, so auch "Die Entarteten" von Karl Sterrer oder "Die Schaustellung" von Otto Rudolf Schatz. Darunter bislang vergessene Arbeiten, die noch keinen Eingang in die Österreichische Kunstgeschichte gefunden haben. Diese Arbeiten werden konfrontiert mit Positionen aktueller Kunst. Flatz zeigt seine vielteilige Arbeit "Zwei Österreich oder Geschichte bedarf einer Interpretation", Dani Gal seine Auseinandersetzung mit Fiktion und Realität "Wie aus der Ferne" und Peter Weibel "Die uns verließen", eine Installation, im Atrium des Museum platziert und mit den gesprochenen Namen von Künstlerinnen und Wissenschaftler, die Österreich in den 1930er Jahren verlassen mussten oder in den Konzentrationslagern ermordet wurden, die im gesamten Museum die Besucherin begleitet.

Besondere Aufmerksamkeit erhält der Erste Weltkrieg mit seiner Bildproduktion und Bildpropaganda, Werke des Wiener Kinetismus, die Fotografie der Zwischenkriegszeit sowie der Zyklus von Rudolf Charles von Ripper "Zerstört die Infamie". Nicht einzelne Stilrichtungen stehen im Zentrum dieser sehenswerten Schau, sondern inhaltliche wie formale Positionen, die den Stellenwert der visuellen Kommunikation und neue Raumerfahrungen im Zusammenhang einer Idee der gesellschaftlichen Dynamik aufzeigen. Ergänzt wird das Projekt mit einem umfangreichen Filmprogramm österreichischer Filme der Zwischenkriegszeit, mit Vorträgen, Kuratorenführungen und einem speziellen Führungs- und Schulprogramm.


Das ist Österreich!
Bildstrategien und Raumkonzepte 1914 – 1938
20. Juni bis 11. Oktober 2015