"Das Herz auf der Zunge": Keramikarbeiten von Ewald Hotz

Unter dem Titel "Das Herz auf der Zunge" präsentiert der in Götzis lebende und arbeitende Künstler Ewald Hotz in der Minikunsthalle "Milk_Ressort" in Göfis Keramikobjekte, die von Herzen und Hirnen, freischwimmenden Gedanken, Reißverschlüssen und Zephyren handeln. Die gezeigten Werke geben einen guten Einblick in die vielschichtigen Ebenen von Hotz' Schaffen. Die Auseinandersetzung mit Wahrnehmung, Selbst- und Fremdbestimmtheit, Begrenzung und Manipulation spielen ebenso eine Rolle, wie die Symbolkraft die hinter den einzelnen Objekten stehen.

Die "frei schwimmenden Gehirnschwimmer" (Hotz) etwa stehen dafür, dass der Künstler von der Annahme getrieben wird, dass Gedanken authentisch bleiben, Gedanken in ihrer unendlichen Fülle und in ihrer Mystik, dem Menschen als letzte Bastion bleiben und nicht durch und durch erforscht und manipuliert werden. "In einer zunehmend unübersichtlichen, teilweise verfälschten digitalen Welt, betrachte ich die Freischwimmer mit einem Augenzwinkern als Transportmittel zur Selbstbestimmung," so der Künstler gegenüber Kultur-Online.

Wie die Freischwimmer knüpft auch das goldene, monumentale Herz, das ebenfalls zu sehen ist, an die Thematik von Wahrnehmung und Metamorphose an. Gehirne als Zentrum der menschlichen Gedankenwelt und Wahrnehmung, als Symbol des Verstandes, aber auch als Ziel für Manipulation, Beeinflussung und Fremdbestimmung. Der Keramiker sieht Herzen als Ursprung von Emotionen und Pool von unterbewussten Vorgängen, die sich wieder mit der Gedankenwelt und der sozialen Wahrnehmung verbinden.

Eine weitere Keramikfigur, die Hotz im Milk_Ressort präsentiert, betitelt sich mit Zephyr und leitet sich aus der Windgottheit der griechischen Mythologie ab. Sie mutiert hier zu einer Figur des Widerstandes. Hotz: "Das Vögelchen, welches entgegen der Windrichtung mit Leichtigkeit aus dem Mund des Zephyrs entfleucht, trotzt dem Gegenwind und all den Widerständen." So stellt sich die Figur selbst auch dar.
Allerdings twittert der Zephyr nicht, der goldene kleine Vogel steht Hozt zufolge für sich selbst und ist eigenständig, als Symbol des Widerstandes.

Der Zephyr ist auch Ausgangsgangspunkt für die die drei Humanity-Köpfe aus Keramik (gebrannt bei 1140 Grad, mit Unterglasurmalerei). Nach mehreren Variationen als Windgottfigur, wird hier der Zephyr zu einem Symbol "des Ausatmens, des Ausdrückens/der Expression". Etwas muss aus dem Körper, der Seele, dem Geist heraus.

Während des Prozesses und dem Entstehen des ersten Kopfes sei die Idee entstanden, drei Köpfe zu machen, die einen rebellischen, trotzigen Ausdruck bekommen, um unseren momentanen weltpolitischen Entwicklungen, dem Krieg in der Ukraine, dem immer noch andauernden Bürgerkrieg in Syrien, den Arbeits- und Umerziehungslagern in China, der Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft und der Ressourcen durch Megakonzerne und nicht zu vergessen, die Pandemie und den voranschreitenden Klimawandel, etwas entgegen zu setzen, erläutert der Künstler. Als einzelnes Individuum könnten wir nicht viel tun, jedoch unsere Position, unser Nichteinverständnis, unsere Ablehnung ausdrücken. Deshalb sei es ihm als Mensch wichtig, "dass wir nicht einverstanden sind, dass wir es aussprechen, es schreiben, malen, modellieren, darstellen, es in die Welt rausbrüllen oder auf die Straße gehen. Ich wünsche mir, wir würden kein stilles Einverständnis zu menschenverachtenden, kriegerischen und zerstörenden Situationen auf dieser Welt geben," betont der Keramikschaffende.

Ewald Hotz: Das Herz auf der Zunge
MilK_ressort, Göfis
24.3. bis 30.4. 2023
Jeweils sonntags von 14-17 Uhr geöffnet
und rund um die Uhr durch ein Fenster
einsehbar
Der Künstler ist am 26.3., 16.4. und am
30.4. persönlich anwesend