Das Geschenk der Echtheit...

14. Dezember 2011 Rosemarie Schmitt
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Es begab sich am 16. Dezember des Jahres 1956 daß eine Frau in der niederländischen Stadt Maastricht einen Jungen gebar. André, dem Vater des kleinen Jean-Philippe, war es nicht möglich bei dessen Geburt dabei zu sein, tanzte er doch just an diesem Abend wieder einmal auf einer anderen Hochzeit, auf der des Figaro in Amsterdam! Doch genau genommen tanzte er überhaupt nicht, sondern er dirigierte, denn schließlich war dies sein Beruf.

Wieder nach Hause zurückgekehrt, legte er seinem Neugeborenen Sohn etwas Unbezahlbares, überaus Wertvolles in die Wiege: die Liebe zur Musik. Doch da wir alle wissen und bereits zu Genüge hörten, reicht diese alleine längst nicht aus, ein guter Musiker zu werden, also packte er eine große Portion Leidenschaft, Verständnis, Sensibilität und Intellekt oben drauf. Über ein Paar Öhrchen, wenn auch noch recht winzige, verfügte Jean-Philippe ja bereits, und diese hatten nun genügend Zeit sich zu entwickeln. Und er hatte eine Seele, eine Seele die Geheimnisse verborgen hielt.

Mehr als ein halbes Jahrhundert ist nun vergangen, und aus dem kleinen Jean-Philippe wurde ein richtiger Herr, ein niederländischer Heer, ein Künstler, een Kunstenaar (Niederländisch für ein Künstler) in vielerlei Hinsicht. Ein Kunstenaar und ein Kunstnarr! Er ist Komponist, Filmemacher, Organisator, Autor von Liedertexten und Maler. Sein wunderbare Geschichte der Fee Marie, die in einer Mohnblume lebt, wurde inzwischen in mehrere Sprachen übersetzt.. Seine Kompositionen, sein Klavierspiel, die Texte und Gemälde, auch seine Filme seien der Ausdruck seiner ständigen Suche nach Ehrlichkeit, Reinheit und Liebe, sagte Jean-Philippe vor nicht allzu ferner Zeit.

Ein Mann auf der Suche nach etwas, was er bereits fand? Ja, behaupte ich, seit ich das Album "Secrets of my Soul" (Crystal-Classics/ Vertrieb: Q-rious) hörte. Ich hörte, staunte und genoß. Seine Kompositionen, Arrangements und Texte kommen natürlich, ehrlich, musikalisch gekonnt, gehaltvoll, gewichtig doch ohne bleierne Schwere daher. Sie sind bezaubernd, würdevoll und überdies majestätisch. Die "Ode to his Majesty Sultan Qaboos Al Said" komponierte er anläßlich des 40-jährigen Thronjubiläums des Sultans von Oman. Gemeinsam mit Catharina Marquet (Sopran), Manou Liebert (Harfe) und Inge Stallinga-Gorissen (Violine und Akkordeon) musiziert er am Klavier. Eigene Kompositionen und auch zauberhafte Bearbeitungen von Werken von Vivaldi, Offenbach, Debussy, Massenet, Pescetti oder Mozart, finden den direkten Weg übers Ohr mitten ins Herz. Ein Titel der mich ganz besonders beeindruckt, ist "Beauty – I believe in you and I", ein Mosaik bestehend aus Vokalise, Pianoklängen und Gedichtrezitation.

Er ist ein Künstler, dessen Kunst in ungekünstelter Manier Zugang zu den Menschen findet, die die "Secrets of his Soul" erahnen.

Jean-Philippes Familienname lautet übrigens Rieu, eine Tatsache, die ich bisher bewußt verschwieg um zu vermeiden, daß er ungehört und unerhörter Weise in einer bestimmten Schublade verschwände. Ja, sein älterer (nicht größerer!) Bruder ist der Geiger André Rieu jun., den er einige Jahre unterstützte, für ihn arbeitete und vielleicht auch ein Stück weit durchs Ziel trug. Doch wer ist schon gerne ein Leben lang "nur" der Bruder von... ? Und so, und überhaupt, beschloß Philippe irgendwann, die Musikkompanie Andrés zu verlassen, um sich intensiv seiner eigenen künstlerischen Entwicklung zu widmen. Oh, wie tat er gut daran! Wer? André Rieu? Ist das nicht der Bruder von Philippe? Auf seiner Homepage (www.jp-rieu.com) begegnen Sie folgendem Credo: "Das Geschenk der Echtheit im Unerwarteten." In 10 Tagen ist übrigens Heiligabend!

Herzlichst,
Ihre Rosemarie Schmitt