Das Bau-Juwel aus den 1960er Jahren wird gehoben

Ein anspruchsvolles Inserat: "Renovierungsbedürftiges, seit längerem leer stehendes Haus in Klaus zu vermieten, absolut ruhige Wohnlage mit schöner Aussicht auf das Vorarlberger Rheintal, insgesamt ca. 200 m2. Seit Jahrzehnten wurde allerdings innen und außen so gut wie nichts renoviert. Es wird deshalb keine Miethöhe genannt." Was die Interessenten daraus machen wollten, wie viel es ihnen wert wäre, mussten sie also selbst entscheiden. Der Angebote waren es viele, auch der Ideen. Selbst wenn es originell-absurde Ausreißer gab, die Vorschläge waren stumpf und übereinstimmend konventionell.

Das Bauwerk aus den 1960er Jahren, umgeben von einem wild-wuchernden riesigen Garten lockte auch den Architekten Daniel Büchel in den Bieter-Kreis. Bestehendes erkennen, aufnehmen, freilegen, weiterführen, neu und im Sinne des Ganzen inszenieren – das kann er wie kein anderer. "Ich bin jemand, der sich komplett auf einen Ort einlässt und diesen im besten Fall noch verstärkt. Ich schaue, welchen Reichtum ich vorfinde und je intensiver und länger ich mich so einem Ort hingebe, umso mehr ist zu entdecken. Ich versuche die Dinge völlig vorurteilsfrei zu sehen, gar alles hat einen Wert für mich", sagte mir Daniel einmal beim Nextroom-Interview.

Er identifizierte das Bau-Juwel als magischen Ort und bot an, dieses in seiner Ursprünglichkeit zu erhalten, Schadhaftes sorgfältig zu restaurieren, jede Maßnahme auf die Originalität auszurichten und die Qualitäten herauszuarbeiten. Das Haus hätte seine eigene Poesie und Daniel wollte den Beweis antreten, wie exzellent es sich hier wohnen ließe. Alles bleibt: die Lichtschalter, Kastentüren, originale Wandeinbauten. Alles eine Einheit, alles sorgfältig gereinigt, repariert, ergänzt. "Die Fassade mit den großen Panoramafenstern bestimmt in ihrer schlichten, einfachen Ausführung den Charakter des Hauses. Fenstertausch und Wärmedämmung würden das Haus kaputt machen. Jedes einzelne Fenster wird geschliffen, teilweise neu verglast und lackiert in den bestehenden Farben: Stockrahmen grau, Fensterflügel weiß, Glasleiste grau." Für sinnvoll hält der Architekt allerdings eine Dämmung des Dachs, dies würde das Haus in keiner Weise beeinträchtigen.

Zeitgenössisches Mobiliar aus allen Epochen zu finden, das ist Daniel Büchels Spezialität. Eigenartige, wirklich unglaubliche Geschichten sind mit der Herkunft dieser Stücke verbunden. In "seinem" Haus schöpft er wieder aus dem Vollen. Da kann es passieren (mit alten Fotos belegbar), dass die besonderen Leuchten über dem Esstisch aus seinem Fundus mit den originalen ident sind; die das Panoramafenster begleitenden Polstermöbel atmosphärisch den ursprünglichen entsprechen; das "neue" Nachtkästchen genau das fehlende zum eingebauten Gästebett ist.

So geht es also auch: nachhaltig, ungewöhnlich, inspirierend.