Das Archiv – Le bouleau volant

Der Werkgruppe "Le bouleau volant" in der Sammlung Falckenberg kommt im Zusammenhang der Ausstellungen "Das Archiv" besondere Bedeutung zu. Sie entstand 1979 und umfasst 79 Arbeiten auf DIN-A4-Papier: Zeichnungen, Collagen, Malerei, Notizen und einen Text. Als gesellschaftskritischer Beitrag zur Stil- Freiheit der Kunst richtet sich "Le bouleau volant" insbesondere mit einem ironischen Text gegen das Diktat bürgerlicher Ästhetik und den kommerziellen Mainstream des Kunstmarktes. Ihr bewusster Stilpluralsimus erscheint in spielerisch kritischer Distanz.

1980 war die Werkgruppe der Beitrag Jürgen Partenheimers für die Teilnahme an der XI. Biennale de Paris. Im selben Jahr wurde das Werk in einer Auswahl der Biennale in der SCC Gallery in Belgrad und dem Centre National d’Art Contemporain – Villa Arson in Nizza ausgestellt sowie 1981 in der Galeria Nacional de Arte Moderna in Lissabon und dem Sara Hildén Art Museum in Tampere. Seitdem ruhte das Konvolut in einer Schachtel im Archiv des Künstlers und wurde in den vergangenen 32 Jahren nicht ausgestellt.

Das Konvolut der 79 Blätter besteht nicht aus Einzelblättern mit singulärer Bedeutung, sondern erscheint vielmehr wie eine Text- oder Stoffsammlung, deren einzelne Teile nur in Zusammenhängen erfahrbar und miteinander verbunden sind. Wie ein Kaleidoskop fügen sich die einzelnen Teile in unmittelbar beliebigen Korrespondenzen und in gewünschten oder zufälligen Konstellationen zu einem Bild.

Zu den Ausstellungen ist ein Buch erschienen, das die verschiedenen Aspekte des Werkes von Jürgen Partenheimer in ihrer bemerkenswerten künstlerischen und theoretischen Qualität kommentiert und integriert. Der Einladung, sich an dieser Publikation mit Textbeiträgen zu beteiligen, folgten internationale Autoren aus unterschiedlichen Disziplinen wie Anne Carson, Lebogang Mashile, Carla Schulz-Hoffmann, Antje von Graevenitz, John Burnside, Oswald Egger und Rudi Fuchs.

Jürgen Partenheimer (geboren 1947 in München) verbindet in seiner künstlerischen Formulierung konstruktive Elemente der Minimal Art mit lyrischer Intensität. Als Repräsentant einer subjektiven Abstraktion zählt er zu den bedeutenden deutschen Künstlern der Gegenwart. In den 1980er Jahren wurde Partenheimer, der in Deutschland, den USA, Mexiko und Frankreich Theorie und Praxis der Kunst studierte, durch seine Teilnahme an den Biennalen von Paris, São Paulo und Venedig international bekannt. Während dieser Zeit arbeitete und unterrichtete er in den USA.

Seit den späten 1980er Jahren widmen ihm Museen im In- und Ausland umfangreiche Einzelausstellungen, so die Neue Nationalgalerie, Berlin, das Städelsche Kunstinstitut in Frankfurt a. M., das Stedelijk Museum Amsterdam, das IVAM in Valencia, das CGAC in Santiago de Compostela, das S.M.A.K. in Gent, die Pinacoteca do Estado de São Paulo, die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe und das Kunstmuseum Bonn. Im Jahr 2000 wurde Jürgen Partenheimer als erster zeitgenössischer Künstler aus Deutschland mit einer großen Werkschau in der Nationalgalerie Peking und dem Nanking-Museum, Nanking, geehrt.

Das Archiv – Le bouleau volant
22. Februar bis 25. Mai 2014

Sammlung Falckenberg
Wilstorfer Straße 71, Tor 2
D-21073 Hamburg-Harburg