Crossing Europe eröffnet mit Programmatischem

23. April 2008
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Neben angenehm kurzen Reden und dem obligaten Büffet eröffnete die fünfte Ausgabe des Linzer Filmfestivals "Crossing Europe" auch mit programmatischen Filmen: Nicht zentral, aber auch um Migration geht’s im irischen "Once" und im französischen "La graine et le mulet" und mit dem spanischen "[Rec]" wurde die festivaluntypische Schiene europäischer Horrorfilme gestartet.

Nicht nur der Linzer Kulturstadtrat Erich Watzl und der oberösterreichische Landeshauptmann Josef Pühringer, sondern auch Bundeskanzler Alfred Gusenbauer kamen zur Eröffnung. Ganz offensichtlich wird das Festival genützt um für Linz als Kulturhauptstadt Europas im kommenden Jahr Werbung zu machen. Erfreulich kurz waren die Reden und erfreulich auch das Bekenntnis Crossing Europe über das Jahr 2009 hinaus zu fördern und sich für seinen Bestand einzusetzen. Nur der Bundeskanzler äußerte sich zu diesem Punkt nicht.

Aufs obligate Büffet folgten die Eröffnungsfilme, bei denen dem Zuschauer eine Auswahl aus drei Produktionen geboten wurde. Mit "Once" wurde ein schon mit dem Oscar für den besten Originalsong ausgezeichneter Crowd Pleaser gezeigt. Nicht großes, aber feines und kleines europäisches Kino bietet John Carney mit seiner unspektakulär und unaufgeregt erzählten Geschichte von der Begegnung eines Dubliner Straßenmusikanten und einer tschechischen Migrantin. Die einfühlsamen Songs, die natürlichen Darsteller und die starke Verankerung im Alltäglichen werden diesen Film über Mundpropaganda sicher zum Hit in Programmkinos und Filmclubs werden lassen.

Von der Natürlichkeit der Darsteller lebt auch Abdellatif Kechiches "La graine et le mulet" wesentlich, ist aber schon rein zeitlich mit 150 Minuten ein Kaliber größer. Kechiche erzählt von einem gut 60jährigen Algerier, der in Südfrankreich als Hafenarbeiter arbeitet. Als er entlassen wird, will er seinen Traum von einem Restaurantschiff verwirklichen. Die Schwierigkeiten sind groß, doch das Anliegen des Vaters führt die zerstrittene Familie zusammen.

Wie bei "L´esquive" liegt auch die Stärke von Kechiches neuem Film in der Echtheit und Direktheit einzelner Szenen, die dadurch große Intensität entwickeln. Hautnah ist die Kamera dran, schwenkt von einer Person zur anderen, wenn die Familie sich zu einem Abendessen trifft oder Vater und Tochter bei der Bank um einen Kredit ansuchen. Nicht Schauspielern meint man hier zuzusehen, sondern realen Menschen. Das rührt freilich auch daher, dass Kechiche es versteht seine Geschichte bestechend in das Milieu der algerischen Migranten einzubetten.

Mit zwei feinen Arthausfilmen, die gleichzeitig attraktiv für ein größeres Publikum sind und kaum Kontroversen hervorrufen werden, wurde so ein Festival eröffnet das sich die Fokussierung auf den jungen europäischen Film auf die Fahnen geschrieben hat. Die Richtung wurde damit vorgegeben, etwas sperrigere Produktionen dürfen aber in den nächsten Tagen durchaus noch folgen.

Als interessant und begrüßenswert ist auch die Idee anzusehen einen Platz europäischen Horrorfilmen einzuräumen, die sonst nie im Rahmen von Festivals gezeigt werden. Was diese Genrefilme wirklich halten, werden ebenfalls die kommenden Tage zeigen.