Cineplexx und die Vorarlberger Kleinkinos

24. Juni 2007
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Neun Jahre nach dem inzwischen erweiterten Cineplexx in Hohenems eröffnete die Constantin Film Unternehmensgruppe in Lauterach eine zweite Spielstätte in Vorarlberg. Mit vier Sälen ist dies zwar nur eine mittelgroße Anlage, markanter Besucherschwund für die Kleinkinos in der Umgebung ist dennoch zu befürchten.

Die Eröffnung des Hohenemser Großkinos im Jahr 1998 führte bei den Vorarlberger Traditions-Kinos zu einem dramatischen Besucherrückgang von 30-50%. Von diesem "Cineplexx-Schock" haben sich die Kleinkinos inzwischen erholt. Nicht zuletzt dank des Filmforums Bregenz, dessen Programm mit Arthouse-Filmen immerhin rund 10 000 BesucherInnen pro Jahr anlockt, kann sich beispielsweise das Metrokino Bregenz halten, auch wenn die Besucherzahlen im regulären Programm wohl auch von den Betreibern kaum als berauschend bezeichnet werden. Vor allem Teenager nehmen nämlich vielfach die 20km Fahrt nach Hohenems gern in Kauf, da dort mehr "Event" geboten wird, während das erwachsene Publikum tendenziell das ruhigere Dreisaal-Kino vorzieht. Durch die Eröffnung des Cineplexx Lauterach ist aber fraglos eine weitere Abwanderung der Metrokino-Besucher zu erwarten. Die Lage in Lauterach im eher unwirtlichen und in der Nacht dunklen Gewerbegebiet mag nicht ideal sein, und auch der Eingangsbereich hat kaum Atmosphäre. Aufgrund der Kleinheit dieses Bereichs und der Anlage insgesamt dürften sich aber hier kaum eine Dauerbeschallung und ein Trubel wie in Hohenems entwickeln – Umstände also, die älteres Publikum von einem Besuch abschrecken könnten. Pluspunkte des neuen Cineplexx gegenüber dem Bregenzer Traditionskino sind zweifellos auch die moderne Anlage der Kinosäle und die hervorragende Vorführqualität. Und auch ein Einheitspreis von 5,50 Euro von Montag bis Mittwoch dürfte vermehrt zu einem Besuch des nur etwa 3 km von der Landeshauptstadt entfernten Kinos animieren. Zudem scheint die Constantin Film Unternehmensgruppe im neuen Cineplexx nun auch programmmäßig einen gezielten Konkurrenzkampf gegen das Metrokino zu führen. Nahezu eins zu eins deckt sich nämlich das Programm der Eröffnungswoche in Lauterach mit dem im Bregenzer Kino. – Es mag stimmen, dass ein Kino Blockbuster wie "Fluch der Karibik 3", "Ocean"s 13" und "Shrek der Dritte" braucht, wenn aber nicht nur wie bisher zwei, sondern drei Kinos im Umkreis von 10 km diese Filme spielen, wird für das einzelne Haus weniger abfallen. – Von Krümeln freilich kann sich keiner auf Dauer ernähren und überleben wird, wer die größeren Reserven hat. Wie Christian Langhammer, der geschäftsführende Gesellschafter der Constantin-Film, in einem Interview für Radio Vorarlberg erklären kann, dass durch das neue Cineplexx keine Konkurrenzsituation entstehe, da die anderen Vorarlberger Kinos fast ausschließlich Programmkino-Filme zeigten und kaum Mainstream wie das Cineplexx, ist schleierhaft. In seltsamem Widerspruch steht diese Aussage auch zu einer früheren Ankündigung von Christian Langhammer, dass man in Lauterach einen Saal anspruchsvoll bespielen wolle. Setzt Langhammer aber diese Ankündigung in die Tat um, so werden die Kleinkinos auch im Bereich der Arthouse-Filme, einer Nische, die ihnen bislang weitgehend überlassen wurde, einen Besuchereinbruch hinnehmen müssen. Sollten die städtischen Kinos in Bregenz und / oder Dornbirn über kurz oder lang aber schließen müssen, gehen damit auch den Filmclubs ihre Abspielstätten verloren und Filmkunst - zumindest sperriges Kino aus den Ländern des Südens und Europa - wird in Vorarlberg wieder wie schon in den Zeiten vor der Ende der 1970er Jahre einsetzenden Filmclubbewegungen zur Mangelware. Nur durch eine politische Entscheidung, das heißt durch ein klares Bekenntnis zur Errichtung und Finanzierung eines Programmkinos scheint somit auf längere Sicht Filmkultur in Vorarlberg sichergestellt werden zu können.