Christo und Jeanne-Claude in der Sammlung Würth

Mit 94 Werken besitzt die Sammlung Würth eines der größten Konvolute von Christo-Werken weltweit. Anlässlich des 75. Geburtstages des Ausnahmekünstlers soll eine kleine Werkschau in der Kunsthalle Würth sein Schaffen würdigen. Die Ausstellung wird von einem spannenden Rahmenprogramm begleitet, dessen Höhepunkt eine Lecture mit dem in New York lebenden Künstler sein wird.

Der aus Bulgarien stammende Christo (Javacheff) ließ sich 1958 in Paris nieder, wo er seit 1960 im Umfeld der Pariser Nouveaux Réalistes, einer europäischen Antwort auf die Amerikanische Pop Art, arbeitete und seine spätere Frau Jeanne-Claude (1935-2009) traf, mit der er fortan künstlerisch kooperierte. Seit 1964 agierten Christo und Jeanne Claude in und von Amerika aus. Schon in Paris hatte Christo mit der Verhüllung erster Objekte wie Dosen, Flaschen oder Zeitungsstapel begonnen. Nun sollte das Verhüllen immer größerer Gegenstände, Gebäude und Areale zu seinem zentralen künstlerischen Anliegen werden.

Internationales Aufsehen erregte – nach rund dreijähriger Vorbereitungszeit – 1976 der von dem Künstlerpaar konzipierte 40 Kilometer lange Nylon-Zaun (Running Fence-Projekt) quer durchKalifornien. Die Kosten solch aufwändiger und vergleichsweise kurzlebiger Kunstobjekte brachten Christo und Jeanne-Claude in der Regel selbst auf. Die von Christo geschaffenen Collagen und Zeichnungen zu den jeweiligen Projekten bilden eine wichtige Basis hierzu. Sie bleiben auch nach Beendigung der Aktionen begehrte Sammlerobjekte.

Im Mai 1983 verhüllten die beiden elf Kleinstinseln vor der amerikanischen Küste bei Miami mit rosa irisierenden Plastikhüllen, um die vom Zivilisationsmüll verdreckten Inseln für 14 Tage in "Seerosen" zu verwandeln. Seit 1972 befasste sich das Künstlerpaar mit dem "Wrapped Reichstag" in Berlin. Nach ebenso hartnäckiger wie intensiver öffentlicher Überzeugungsarbeit erhielten die Künstler im Februar 1994 schließlich grünes Licht aus Bonn. Der 1995 in Berlin verhüllte Reichstag wurde mit fünf Millionen Besuchern zu einem der weltweit meistbesuchten zeitgenössischen Kunstwerke und zu einer Ikone der jüngeren deutschen Geschichte.

Auch das 1995, unmittelbar vor der Verhüllung des Berliner Reichstages realisierte Projekt "Wrapped Floors and Stairways and Covered Windows. Museum Würth, Künzelsau Germany" lebt in der Erinnerung vieler Menschen fort. Die "zweite Haut" für das Innere des Museums sowie angrenzender Verwaltungsbereiche ließ wie ein Schleier nur noch die Konturen der Innenarchitektur durchscheinen, ohne dabei die Benutzung des poetisierten Gebäudes, in dem rund 500 Menschen arbeiteten, einzuschränken.

Während die Projekte der Künstler temporärer Natur sind, haben die "Verhüllten Objekte", die Zeichnungen und Collagen Bestand. In der Kunsthalle Würth sind sie in einer Auswahl zu sehen.

Christo und Jeanne-Claude
13. Mai bis 19. September 2010