In Kooperation mit ImPulsTanz – Vienna International Dance Festival wird das MAK diesen Sommer zum Schauplatz einer außergewöhnlichen Ausstellung des renommierten Choreografen William Forsythe.
Im Zentrum des Parcours in der unteren MAK Ausstellungshalle steht die aus Hunderten schwingenden Pendeln bestehende Installation "Nowhere and Everywhere at the Same Time, Nr. 2", die die Körper der Besucher:innen mit dem Ausstellungsraum in Beziehung setzt.
Seit 1984 hat sich Impulstanz zum mittlerweile größten europäischen Festival für zeitgenössischen Tanz und Performance entwickelt. Seit knapp zehn Jahren bereichert Impulstanz sein Programm um Synergien mit bildender Kunst und öffnet damit die Grenzen zwischen darstellenden und bildenden künstlerischen Ausdrucksformen. Diesen Sommer ist das Festival erstmals im MAK zu Gast.
William Forsythe hat die Welt des zeitgenössischen Tanzes und des Balletts in den letzten 50 Jahren nachhaltig mitgeprägt. Der US- amerikanische Choreograf löste mit seinen tänzerischen Arbeiten die Praxis des Balletts aus der Identifikation mit dem klassischen Repertoire und verwandelte es in eine dynamische Kunstform des 21. Jahrhunderts. Neben seinen Tätigkeiten als Direktor des Ballett Frankfurt sowie Gründer und Leiter der Ballettkompanie "The Forsythe Company" entwickelt er seit 1989 auch Choreographic Objects, die auf internationalen Kunstbiennalen und in Museen gezeigt werden.
Auf rund 1.500 m2 werden in der MAK Ausstellungshalle vier Werke des Künstlers gezeigt – neben "Nowhere and Everywhere at the Same Time, Nr. 2" auch "City of Abstracts" (2001), "Putting one foot in front of the other" (2019) und "Attempt to walk without a rhythm" (2023). Diese Choreographic Objects erschließen sich nicht ausschließlich durch das Betrachten. Erst die Reaktion und die dadurch ausgelöste Bewegung des Publikums lassen eine umfassende, Genre-Grenzen überschreitende Gesamtchoreografie entstehen und vervollständigen das Werk.
Kernstück der Ausstellung ist die Rauminstallation "Nowhere and Everywhere at the Same Time, Nr. 2" (2013). Die Besucher:innen sind eingeladen, die Installation zu betreten und sich im Pendelfeld zu bewegen. Während sie versuchen, die unberechenbaren Bewegungen der Pendel vorherzusehen und den Kontakt mit diesen zu vermeiden, bewegen sich ihre Körper in eigenen Choreografien. Die daraus entstehende Gesamtkomposition zeigt, wie wir unsere Umwelt organisieren, aber auch von ihr organisiert werden. Die Installation greift zwei zentrale Themen in Forsythes Werk auf: den Kontrapunkt und die unbewusste choreografische Kompetenz, die aus choreografischen Situationen entstehen kann.
"City of Abstracts" (2001) ist eine LED-Videowand, auf die die Besucher:innen durch einen langen Gang zugehen. Ihre Bewegungen werden aufgenommen und verfremdet projiziert. Durch die eigene Beobachtung erforschen die Besucher:innen ihre Bewegungen und ihre Rolle in der Bildproduktion, wodurch im Experimentieren überraschende, unbeabsichtigte und unbewusste Choreografien entstehen.
Die Installation "Putting one foot in front of the other" (2019) besteht aus zahlreichen konkreten Handlungsanweisungen, die auf einer Länge von 20 Metern Schritt für Schritt von den Besucher:innen ausgeführt werden.
"Attempt to walk without a rhythm" (2023) ist eine Einladung an die Besucher:innen, gegen den Ur-Impuls regelmäßiger Muster aus Tempo und Rhythmus beim Gehen anzukämpfen.
William Forsythe (geb. 1949 in New York) absolvierte in Florida eine Ausbildung zum Tänzer. Er tanzte beim Joffrey Ballet und später beim Stuttgarter Ballett, wo er auch Hauschoreograf war. Ab 1984 war er zwei Jahrzehnte lang als Direktor des Ballett Frankfurt tätig und etablierte im Anschluss die unabhängige Forsythe Company, die er bis 2015 leitete. Seitdem ist Forsythe als freischaffender Choreograf tätig und hat neue Bühnenwerke für verschiedene Ballettensembles erarbeitet, u. a. für das Paris Opera Ballet, das English National Ballet, das Boston Ballet und das Ballet Teatro alla Scala. Seine Choreografien haben ihren Platz im Repertoire der Ballettensembles weltweit gefunden. Seit den 1990er Jahren entwickelt Forsythe architekturale, performative und filmische Installationen.
William Forsythe: Choreographic Objects
11. Juli bis 18. August 2024