Brüder im Geiste

15. April 2015 Rosemarie Schmitt
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Er war ein Zeitgenosse von Al Capone, Ernest Hemmingway, Louis Armstrong, Josephine Baker und Glenn Miller. Jacob Gershovitz, den wir kennen als George Gershwin, wurde am 26. September 1898 im heutigen Brooklyn (New York City) als Kind der russisch-jüdischen Immigranten Morris und Rose Gershovitz geboren. Er gilt als der erste Komponist, der sich nicht um die musikalischen Genres scherte, der sich nicht einordnen lassen konnte und wollte. Er verband Jazz mit Klassik, Popmusik und Musicals. Oh yes, he got Rhythm!

Dabei wurde er beinahe zufällig Komponist, denn das Klavier, welches die Familie anschaffte, war für seinen zwei Jahre älteren Bruder Ira bestimmt. Ganz bestimmt war es jedoch kein Zufall, dass jener Musiker, der die Kompositionen George Gershwins in solch einzigartiger Weise interpretiert, sich dem Klavier widmete. Viel früher als Gershwin entdeckte er dieses Instrument für sich. Der 1967 in Tel Aviv geborene Menachem Har-Zahav war zarte vier Jahre jung, als er seinen ersten Klavierunterricht erhielt.

Sein Spiel ist technisch brilliant, voller Gefühl und Leidenschaft, ehrlich und ungeheuer intensiv. Seine aktuelle CD "I got Rhythm" beinhaltet ausschließlich Kompositionen von George Gershwin. Kein einziger der 24 Titel ist mir neu, alle habe ich sie bereits gehört, doch niemals zuvor so! Es ist, als sei Har-Zahav ein Bruder im Geiste von Gershwin, als würden sie sich in der Welt der Musik selbstverständlich und immer mal wieder begegnen, um wie zwei beste Freunde miteinander zu plaudern.

Noch kein anderer Pianist hat mir George Gershwin so nahe gebracht wie Menachem Har-Zahav. Das ist, was ich mit intensiv meine, und was mich an diesem Musiker begeistert. Dabei bin ich gar nicht mehr so jung, denn der Pianist möchte besonders die Jugend für klassische Musik begeistern. Deshalb haben im Allgemeinen Kinder und Jugendliche freien Eintritt zu seinen Konzerten. Er selbst sagt: "Ich finde es schade, dass so viele Kinder und Jugendliche klassische Musik als altmodisch und langweilig ansehen. Ich möchte ihnen die Gelegenheit bieten, zu erleben, dass Komponisten durch die musikalischen Epochen hinweg spannende Musik geschrieben haben, die auch heute noch mitreißt."

Ja, zum Beispiel Komponisten wie George Gershwin, der als junger Mann, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, starb. Er war erst 38 Jahre, als er, während er an der Partitur zu The Goldwyn Follies arbeitete, plötzlich zusammenbrach. Sicher, es hatte einige Monate zuvor bereits Anzeichen für eine Erkrankung gegeben ... Mal taumelte er während des Dirigierens von Porgy and Bess und wurde von einem Freund aufgefangen. Einen Augenblick später fuhr er fort, als wäre nichts passiert.

Dann verlor er während eines Konzertes den "roten Faden" und rettete die Situation mit Improvisation. Er berichtete hinterher, er habe verbrannten Gummi gerochen. Die Ärzte konnten nichts feststellen. Gershwins Gesundheitszustand verschlechterte sich rasch, er klagte über Kopfschmerzen, Erschöpfung und Schwindel. Es folgte im Juli 1937 der Zusammenbruch. Als die Ärzte die Ursache, einen Gehirntumor, erkannten, war es zu spät. George Gershwin starb am 11. Juli 1937. Seine Musik lebt und lässt uns diesen grandiosen Komponisten nicht vergessen.

Wenn Sie Gershwin so nah wie möglich sein, ihn so lebendig wie möglich hören möchten, schauen Sie auf die Webseite von Menachem Har-Zahav (http://www.menachem-har-zahav.com/) und besorgen sich das Album "I Got Rhythm". Besser noch, Sie nutzen die Gelegenheit und besuchen eines der Konzerte von Menachem Har-Zahav.

Herzlichst,
Ihre Rosemarie Schmitt