Brigitte Kowanz - Coincidence

Häusler Contemporary Zürich präsentiert in der Einzelausstellung "Coincidence" einen Querschnitt neuer und neuester Arbeiten der international renommierten Wiener Künstlerin Brigitte Kowanz, welche dieses Jahr mit der höchsten Kunstauszeichnung Österreichs, dem Österreichischen Staatspreis, geehrt wurde. Für Brigitte Kowanz sind Licht in seinen unterschiedlichen Erscheinungsformen und Sprache zentrale künstlerische Gestaltungsmedien.

Die Wirkung der in der Ausstellung prominent vertretenen "Spiegelarbeiten" beruht auf der Beschaffenheit der verwendeten Zweiwegspiegel: eine gleichzeitig transparente und reflektierende Scheibe löst die Grenzen zwischen Innen und Aussen auf. Beim Glaskubus "Beyond Light" pflanzt sich die Neonschrift ausgehend von der Strahlungsquelle in Spiegelungen und Reflexionen unendlich in virtuelle Räume fort, überwindet die Begrenzung des Objekts und vermittelt den Eindruck eines scheinbar grenzenlosen Raumes.

Die Arbeiten aus der Serie "Indirekte Transparenz – Indirektes Licht" bilden einen weiteren wichtigen Bestandteil der Ausstellung. Dabei vereint die Künstlerin zwei bis heute prägende und allgegenwärtige Erfindungen: die Glühbirne und den Fernseher. Die Art und Weise der Kombination dieser beiden Elemente, die jedes für sich betrachtet, ob ihrer Alltäglichkeit kaum Aufsehen erregen würden, spielt mit unseren Sehgewohnheiten und stellt unsere Wahrnehmung auf die Probe. Denn anstatt gleichmässig die Umgebung zu erhellen, scheint die Glühbirne ein flackerndes Fernsehbild auszustrahlen. Seit den frühen 1990er Jahren experimentiert Brigitte Kowanz mit der Idee, die Eigenschaften des Kunstlichtes durch die Gegenüberstellung der klassischen Form der Glühbirne und des medialen Lichts von Bildschirmen zu visualisieren. Durch die zunehmende Medialisierung der Gesellschaft ist diese Werkserie aktueller denn je.

Die Arbeiten "Extension" und "Exchange" sind nach der Handschrift der Künstlerin geformte Lichtskulpturen. Brigitte Kowanz greift bei diesem Werktypus die zeichnerischen Gesten früherer Arbeiten wieder auf, wobei die Lesbarkeit des Begriffes zugunsten der kalligraphischen Wirkung in den Hintergrund tritt und der Akt des Schreibens selbst zum Gegenstand der Reflexion wird.

Wie in den Wandarbeiten gewinnen Farben auch in der jüngsten Werkgruppe der Künstlerin an Bedeutung: kolorierte Acrylglaskästen, erhellt von dazu kontrastierendem Licht, das sich in einer organisch geschwungenen Linie über die Kästen zieht. Der wie zufällig wirkenden Linie liegt der codierte Satz "Die verschlüsselte Nachricht dieses Schriftbandes bewirkt das Zustandekommen seiner Form" zugrunde. Der Schlüssel für diesen rätselhaften Satz ist in einem einfachen binären System zu finden: bei jedem im Satz vorkommenden "R" schwingt das Schriftband nach rechts, bei jedem "L" nach links. Je nach Sprache und genauem Wortlaut des Satzes ergeben sich signifikant unterschiedliche, eigenständige Formen.

Trotz ihrer formalen Unterschiedlichkeit ergänzen sich die in der Ausstellung "Coincidence" gezeigten Arbeiten aus Spiegel, Licht und Schrift in idealer Weise. Sie interagieren sowohl miteinander als auch mit dem Betrachter sowie dem Ausstellungsraum. Eine Art "Gesamtkunstwerk" entsteht, in dem eine Scheibe zugleich transparent und reflektierend sein kann, immaterielles Licht zu materiellen Schriftzeichen wird, die sich wiederum von ihrer Bedeutung lösen und zu einem abstrakten Bild werden.

Brigitte Kowanz ist seit 1997 Professorin an der Universität für angewandte Kunst in Wien. 2010 widmet ihr das Museum Moderner Kunst in Wien (MUMOK) eine umfassende Einzelpräsentation.


Brigitte Kowanz - Coincidence
28. August bis 14. November 2009